DGB warnt vor Rückgang der Berufsausbildung (dpa)
Folgen

Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnt vor einem Einbruch bei der Berufsausbildung im nächsten Ausbildungsjahr wegen der Corona-Krise. „Insgesamt gibt es noch knapp 430.000 Ausbildungsbetriebe in Deutschland - und wenn jetzt schon 650.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet haben, zeigt das, wie groß die Herausforderungen im kommenden Ausbildungsjahr werden“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.

Wie viele Azubis am Ende des Sommers trotz der Corona-Pandemie eine Lehre beginnen können, dazu „lässt sich derzeit noch keine Prognose abgeben“, sagte Achim Dercks, Vize-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK).

Kurzarbeitergeld auch für Azubis

Grundsätzlich gelte: „Je schneller die Einschränkungen für die Wirtschaft und das öffentliche Leben gelockert werden können, umso besser sind auch die Aussichten für neue Azubis und die Chancen auf Übernahme nach der Ausbildung“, sagte Dercks weiter. Um die Lage der Ausbildungsbetriebe sofort zu erleichtern, müssten sie vom ersten Tag an Kurzarbeitergeld auch für Azubis erhalten. Bislang müssten die Betriebe die Ausbildungsvergütung sechs Wochen lang voll weiterzahlen - „auch wenn sie zurzeit überhaupt keinen oder nur geringen Umsatz haben“. Das stelle gerade kleine Unternehmen vor große Probleme.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer warnte, es müsse „unbedingt vermieden werden, dass Betriebe, die von der Krise massiv betroffen sind, in der Folge ihre Ausbildungsleistung einschränken oder gar einstellen müssen“. Die Politik müsse alles daran setzen, die Liquidität der Betriebe auch weiterhin schnell und unkompliziert abzusichern, sagte er dem „Handelsblatt“. Das stabilisiere indirekt auch die Ausbildung.

Außerbetriebliche Angeboteerforderlich

Daneben müsse die Allianz für Aus- und Weiterbildung von Politik und Wirtschaft „rasch gemeinsam tragfähige Antworten entwickeln“. Jeder Azubi, der zukünftig nicht mehr ausgebildet werden könne, werde den Fachkräftemangel verschärfen.

DGB-Vize Hannack sagte dem Blatt, in diesen Monaten würden normalerweise die Verträge für die kommenden Azubis unterzeichnet. „Damit nicht die Schwächsten in der Corona-Krise ihre Zukunftschancen verlieren, werden wir im kommenden Jahr neben der betrieblichen Ausbildung verstärkt außerbetriebliche Angebote brauchen.“

25.000 Bewerber haben 2019 keine Lehrstelle gefunden

In Deutschland gibt es immer weniger Ausbildungsbetriebe: Weniger als ein Fünftel der Unternehmen bildeten im vergangenen Jahr Lehrlinge aus, heißt es im neuen nationalen Berufsbildungsbericht. Rund 25.000 Bewerber auf eine Lehrstelle blieben 2019 demnach unterversorgt.

Der Anteil der Ausbildungsbetriebe lag dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr bei 19,7 Prozent - ein Rückgang von rund 3,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2009. Selbst von den großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern bildet demnach ein Fünftel gar keine Auszubildenden mehr aus.

53.000 Ausbildungsplätze blieben 2019 unbesetzt

25.000 Interessenten bewarben sich laut dem Bericht erfolglos um eine Ausbildungsstelle - ein Plus von 5000 im Vergleich zu 2014/15. Hinzu kommen demnach fast 50.000 Bewerber, die nach einer erfolglosen Ausbildungsplatzsuche weiterhin zur Schule gehen, jedoch nach wie vor Interesse an einer Lehrstelle haben.

Deutlich gesunken ist dagegen die Zahl der unbesetzten Lehrstellen. 53.000 Ausbildungsplätze blieben 2019 laut dem Bericht frei. In den Vorjahren war diese Zahl stetig gestiegen, 2018 lag sie bei knapp 58.000. Im Vergleich zum Jahr 2009 habe sich die Zahl der unbesetzten Stellen jedoch verdreifacht, heißt in dem Bericht.



AFP