Zoom-Videokonferenz (dpa)
Folgen

Der Videokonferenz-Dienst Zoom zählt zu den Gewinnern der Corona-Krise, wurde an der Börse bislang jedoch häufig mit einer ganz anderen Firma verwechselt. Um weitere Irritationen zu verhindern, hat die US-Börsenaufsicht den Handel des Namensvetters Zoom Technologies am Donnerstag vorübergehend gestoppt. Wer als Anleger nicht genau hinsah, konnte sich bei den Aktien leicht vergreifen. Denn das Tickerkürzel „ZOOM“ ist von Zoom Technologies belegt, was dem Unternehmen seit Jahresbeginn ein Kursplus von fast 900 Prozent bescherte. Das Problem: Mit dem erfolgreichen Videokonferenz-Anbieter Zoom Video hat die Firma gar nichts zu tun. Zoom Video ist erst seit 2019 an der Börse gelistet und hat das Tickerkürzel „ZM“. Der Videokonferenzanbieter profitiert davon, dass viele Bürojobs in der Corona-Krise auf Heimarbeit umgestellt wurden. Der Aktienkurs ist dieses Jahr um 112 Prozent gestiegen. Damit fällt das Plus deutlich geringer als bei dem Verwechslungskandidaten. Der Börsenaufsicht SEC wurde das Treiben nun zu bunt. Die Aufsicht setzte die „ZOOM“-Aktie von Zoom Technologies zunächst bis zum 8. April vom Handel aus und wies auf Zweifel an den öffentlichen Informationen zur Finanzsituation des Unternehmens hin, da dieses schon seit 2015 keine Geschäftsberichte mehr vorgelegt habe. Bei der SEC heißt es lediglich, dass es sich laut Angaben von 2014 um eine in der US-Steueroase Delaware ansässige Firma handele, die ihren geschäftlichen Hauptsitz in der chinesischen Hauptstadt Peking habe. Vor dem Handelsstopp hatte das Unternehmen einen Börsenwert von 31,3 Millionen Dollar. Zoom Video bringt es auf fast 40 Milliarden Dollar.

Videokonferenz (DPA)

Der Boom des Homeoffices durch die Corona-Krise beschert den Anbietern von Teamarbeit-Lösungen deutlichen Rückenwind. Digitales Arbeiten zuhause werde dadurch dauerhaft einen großen Schub bekommen, sagt Slack-Deutschlandchef Oliver Blüher. „Die Menschen erleben jetzt Möglichkeiten, die sie später weiter haben wollen.“ Auch Microsofts Deutschland-Chefin Sabine Bendiek spricht von einem kollektiven Lernprozess, der die Berufswelt verändere. „Ich gehe davon aus, dass diese Veränderungen anhalten werden. Flexibles Arbeiten von zuhause wird zunehmend so alltäglich wie die Nutzung von Smartphone und Laptop.“

Software für Team-Kommunikation enorm gefragt

Viele Anbieter von Web-Videokonferenzen, Messengern und anderer Software für Kommunikation und Teamarbeit erfahren aktuell enorme Nachfrage - im Homeoffice und als Alternative zu Dienstreisen. In Team-Plattformen wie Slack oder Microsoft „Teams“ können Nutzer zu zweit und in Gruppen chatten, in Themenkanälen zusammenarbeiten, Dateien teilen sowie sich anrufen und per Video konferieren. Slack-Chef und Mitgründer Stewart Butterfield verkündete gerade: Seit Anfang Februar habe Slack weltweit 9000 zahlende Neukunden gewonnen, vorher waren es in einem ganzen Quartal 5000. Insgesamt sind es demnach nun rund 120.000. Allein von Mitte bis Ende März sei die Zahl zugleich aktiver Nutzer von 10,5 auf 12,5 Millionen gestiegen, so Butterfield. Einen mindestens vergleichbaren Zuwachs gebe es in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sagte Blüher der Deutschen Presse-Agentur in München. „Wir sind mit der Geschäftsentwicklung mehr als zufrieden.“

Digitale Vernetzung in der Zusammenarbeit

Neben dem Trend zum Homeoffice entdeckten viele Unternehmen nun noch mehr die digitale Vernetzung in der Zusammenarbeit untereinander, ist Blüher überzeugt. Das gelte besonders auch für den in Deutschland so bedeutenden Mittelstand. Die Großkonzerne wiederum seien in diesem Netzwerk die Knotenpunkte. Den Einstieg schafft Slack oftmals über die kostenlose Basisversion, die besonders bei Start-ups beliebt ist. Schärfster Wettbewerber vor allem in größeren Unternehmen ist Microsoft „Teams“, das der Riese in Kombi mit dem Rundumpaket „Office 365“ in den Markt drückt. „Das Interesse an Teams ist derzeit riesig – sowohl bei Unternehmen und Organisationen als auch in Bildungseinrichtungen und im privaten Umfeld“, berichtet Bendiek. „Die Geschwindigkeit, mit der Menschen Video-Calls, virtuelle Meetings oder Screen-Sharing kreativ nutzen, ist beeindruckend.“ Der Kanadier Butterfield hatte Slack 2013 gestartet und 2019 an die Börse gebracht - zuletzt lag die Aktie klar unter dem Ausgabekurs. Weltweit arbeiten gut 2000 Menschen für Slack - aktuell auch alle im Homeoffice. Sitz für den deutschsprachigen Markt ist München. Eine seiner größten Stärken im Wettbewerb sehe Slack in der Kooperation von Mitarbeitern intern und auch über Unternehmensgrenzen hinweg via die Kanäle („Slack-Channels“). Konkurrenten seien - wie überall in der digitalen Welt - oft zugleich Partner, betonte Blüher. So gebe es bei Slack Integrationen in Microsofts Office-Welt oder zu Spezialisten für Videokonferenzen wie Zoom oder GoToMeeting.

dpa