Spanien, Barcelona: Josep Maria Bartomeu, Präsident des FC Barcelona, bei  einer Pressekonferenz. In einem Massenprotest gegen den umstrittenen Präsidenten sind gleich sechs Direktoren des amtierenden Meisters zurückgetreten. (dpa)
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Der Zoff beim FC Barcelona ist nach dem „Barçagate“ am Freitag eskaliert. Aus Protest gegen den umstrittenen Präsidenten Josep Bartomeu erklärten gleich sechs Direktoren des spanischen Meisters ihren Rücktritt. Darunter sind auch die beiden Vizepräsidenten Emili Rousaud und Enrique Tombas.

„Begonnen hatte die Zuspitzung der letzten Tage mit Bartomeus Ankündigung einer Säuberungswelle“, berichtet der „Spiegel“ am Freitag. Vor allem der Stuhl von Emili Rousaud wackelte. Er fiel zuvor in Ungnade, obgleich er als Vize lange Zeit als „designierter Kronprinz“ galt. Der „Abtritt unter dem medialen Lärm eines gemeinsamen Kommuniqués“ könnte Bartomeu überrascht haben, urteilt der „Spiegel“.

In einem Brief, den am Karfreitag mehrere Medien abdruckten, empfahlen sie Neuwahlen, damit der Verein auch die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie meistern kann. „Es ist unser letzter Dienst für den Club“, kommentierten sie den dringlichen Rat. Ihre Rücktrittsentscheidung ist allerdings vor allem eine Reaktion auf das sogenannte „Barçagate“. Es herrsche „Ernüchterung“, hieß es.

„Schisma in der Barça-Führung“
Bei den Katalanen brenne es mittlerweile fast täglich, der weltbekannte Club erlebe „eine Krise nach der anderen in schwindelerregendem Tempo“, kommentierte die Zeitung „Marca“. Die Sportzeitung „Sport“ wiederum sprach vom „Schisma in der Barça-Führung“.
Bartomeu soll das „Barçagate“ ausgelöst haben, indem er ohne Wissen der Vereinsführung ein Unternehmen für viel Geld damit beauftragte, derzeitige und frühere Spieler - darunter Messi und der einstige Barça-Coach Pep Guardiola - in sozialen Medien negativ darzustellen und zu diffamieren.
Ziel soll gewesen sein, die Clubführung in den Augen der Öffentlichkeit zu stärken. Der Skandal habe bei vielen Direktoren jedoch „das Fass zum Überlaufen gebracht“, kommentierte „Sport“.
Aber auch das Management in der Corona-Krise wurde von den abgetretenen Direktoren mit Unmut verfolgt. Sie seien weder mit der Handhabung der Krise noch mit den Szenarien, die sich für die Zeit nach der Pandemie abzeichneten, einverstanden, hieß es. Dabei geht es auch um die Verhandlungen über einen Gehaltsverzicht der Profis.
Messi musste Stellung beziehen
Das Team hatte Ende März einen vorübergehenden Gehaltsverzicht von 70 Prozent akzeptiert. Auch dabei hatte die Vereinsspitze offenbar versucht, die Spieler schlecht dastehen zu lassen. Messi sah sich gar zu einem Statement veranlasst, in dem er betonte, die Mannschaft habe sich der Gehaltskürzung überhaupt nicht widersetzt. „Es überrascht uns, dass es innerhalb des Clubs welche gab, die versucht haben, uns ins Rampenlicht zu stellen und Druck auf uns auszuüben, damit wir etwas tun, was wir ohnehin tun wollten“, betonte der Argentinier.
Der FC Barcelona reagierte am Freitagnachmittag mit einem offiziellen Statement. Die „in den letzten Stunden angekündigten Rücktritte“ seien infolge des von Präsident Bartomeu in dieser Woche eingeleiteten Umbaus des Vorstands“ geschehen. Die Umstrukturierung, die in den kommenden Tagen abgeschlossen sein werde, habe vor allem zum Ziel, „die notwendigen Maßnahmen für die Vorbereitung der Zukunft des Clubs umzusetzen“ und die Folgen der Corona-Krise zu überwinden, hieß es ohne Nennung weiterer Details. „Barça spaltet sich, aber Bartomeu bleibt unerschüttert“, titelte „Marca“.

TRT Deutsch und Agenturen