07.10.2020, Berlin: Heiko Maas (SPD), Außenminister, nimmt an der Befragung der Bundesregierung im Plenum im Bundestag teil. (dpa)
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Aserbaidschan hat einen Aufruf von Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zum Einlenken im Konflikt um die von Armenien besetzte Region Berg-Karabach kritisiert. Der Appell sei sehr bedauerlich, erklärte das Außenministerium der ehemaligen Sowjetrepublik am Donnerstag in der Hauptstadt Baku. Aufrufe zu einem einseitigen Waffenstillstand seien nicht hilfreich. Stattdessen müsse „der Aggressorstaat Armenien (…) unter Druck gesetzt werden.“

Die neuen Gefechte zwischen den verfeindeten Nachbarn Armenien und Aserbaidschan haben international große Sorge ausgelöst. Maas hatte Aserbaidschan im Bundestag am Mittwoch aufgerufen, einer Waffenruhe zuzustimmen. Andernfalls müsse die EU den Druck auf das Land erhöhen.

„Leider muss festgestellt werden, dass Deutschland (...) als Mitglied der OSZE und der Minsker Gruppe bei der Lösung des Konflikts nicht besonders aktiv war“, kritisierte das aserbaidschanische Außenamt in seiner Erklärung.

„Im Dokument über die Prioritäten der EU-Aserbaidschan-Partnerschaft wird die Unterstützung der EU für die territoriale Integrität und Souveränität Aserbaidschans bekundet. Deutschland, das führende Land der EU, scheint das Dokument nicht zu kennen“, bemängelte das Außenministerium in Baku weiter.

Karabach-Karte (TRT Deutsch)

Eriwan schließe jegliche Gespräche zwischen den Spitzendiplomaten beider Länder aus, solange die Zusammenstöße andauern, berichtete das Nachrichtenportal „France 24“ am Freitag.

Aserbaidschan bestätigte indes, dass sein Außenminister Jeyhun Bayramow an Vermittlungsgesprächen in Moskau teilnehmen werde. Russland, die USA und Frankreich vermitteln in dem Konflikt mit der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Am 27. September waren erneut Kämpfe ausgebrochen, als armenische Streitkräfte aserbaidschanische Zivilsiedlungen und militärische Stellungen ins Visier nahmen. Dabei kam es zu zahlreichen Opfern. Es handelt sich um die schwerste Eskalation seit Jahren. Die von Armenien militärisch besetzte Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verlagerte Armenien Truppen dorthin. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht. Moskau hat dort tausende Soldaten und Waffen stationiert. Aserbaidschan hingegen betrachtet die Türkei als engen Verbündeten.

TRT Deutsch und Agenturen