Archivbild. 04.07.2021, Afghanistan, Badakhshan: Soldaten in der Nähe der Front zwischen den einander gegenüberstehenden Taliban und afghanischen Sicherheitskräfte an einer Straße. (dpa)
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Nach der Eroberung eines wichtigen Grenzübergangs zum Iran durch die Taliban bereitet die afghanische Armee eine Gegenoffensive vor. Es würden zusätzliche Soldaten in die Region entsandt, teilte die Provinzregierung in Herat im Westen des Landes am Samstag mit. Die Verstärkung werde „bald“ auf den Weg geschickt.
Die Taliban hatten den Grenzübergang Islam Kala am Freitag unter ihre Kontrolle gebracht. Der rund 120 Kilometer von der Provinzhauptstadt Herat entfernte Ort ist einer der wichtigsten Grenzübergänge Afghanistans. Dort wird der größte Teil des offiziellen Handels mit dem Iran abgewickelt. Die Taliban hatten am Freitag außerdem die Einnahme des Übergangs Torgundi an der Grenze zu Tadschikistan verkündet.

Angaben über Kontrolle von Gebieten häufig nicht nachprüfbar
Seit dem Beginn des Abzugs aller Nato-Truppen Ende April haben die Taliban nach eigenen Angaben bereits 85 Prozent des Landes erobert, darunter auch mehrere Grenzübergänge. Sie kontrollieren demnach rund 250 der knapp 400 Bezirke in Afghanistan - eine Behauptung, die nicht unabhängig überprüft werden kann und von der Regierung in Kabul bestritten wird.
Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der USA und ihrer Nato-Partner aus Afghanistan wieder die Macht in dem Land übernehmen könnten. Sie stoßen bei ihrem Vormarsch teilweise kaum auf Gegenwehr. An anderen Orten gibt es heftige Kämpfe, wie derzeit um die Provinzhauptstadt Kala-i-Naw im Nordwesten des Landes.
Trotz des Vormarsches der Taliban hatte US-Präsident Joe Biden am Donnerstag seine Entscheidung für einen raschen Truppenabzug aus Afghanistan verteidigt. Die USA hätten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ihre Ziele im Anti-Terror-Kampf am Hindukusch „erfüllt“, sagte er. Biden hat angekündigt, bis spätestens Ende August alle US-Soldaten aus Afghanistan abzuziehen. Die Bundeswehr zog ihre letzten Soldaten bereits Ende Juni aus dem Land ab.

AFP