Das seismische Forschungsschiff der Türkei „Oruc Reis“ im östlichen Mittelmeer.  (AFP)
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Die Seerechtsexpertin an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Nele Matz-Lück, bewertet die Argumente der Türkei im Seegrenzkonflikt mit Griechenland als „gar nicht so schlecht“. Sie betonte im am Freitag veröffentlichten „Tagesschau“-Interview, „ganz so einfach, wie es sich die griechische Seite macht“, sei es bei der Absteckung von Seegrenzen nicht.

Auf die Frage, ob die Türkei trotz längster Küstenlinie in der Region leer ausgehen könnte, wenn sich Griechenland beziehungsweise die griechisch-zypriotische Seite mit ihrer Interpretation der Seegrenzen durchsetzen würde, sagte die Professorin: „Nein, und ich denke, dass die Position der Türkei gar nicht so schlecht ist, wie sie derzeit dargestellt wird. Denn die Abgrenzung von Festlandsockel und Wirtschaftszonen orientiert sich nicht zwingend an einer Mittellinie, sondern an Gerechtigkeit und Billigkeit.“

„In der internationalen Streitbeilegung zu Grenzstreitigkeiten ist anerkannt, dass die Länge der Küstenlinie eine Rolle spielt und berücksichtigt wird - und dass kleinere Inseln, die eine Grenzziehung verzerren würden, gegebenenfalls bei der Abgrenzungen außen vorbleiben“, ergänzte Matz-Lück. Die Konsequenz daraus wäre, dass „die Türkei mehr Anteile bekäme, als wenn schlicht eine Mittellinie zwischen den griechischen Inseln und dem türkischen Festland ziehen würde“.

Matz-Lück erklärte, dass eine gemeinsame Förderung der Rohstoffvorkommen durchaus möglich sei. „Das lässt das Seerechtsübereinkommen, aber auch Gewohnheitsrecht durchaus zu“, sagte sie. „Vielleicht würde sich die Türkei darauf einlassen, aber Griechenland lehnt das ab, weil es sich in der besseren rechtlichen Position sieht, die Ressourcen alleine beanspruchen zu können.“

Bei dem Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei geht es um Energievorkommen im östlichen Mittelmeer. Beide Seiten beanspruchen die Gebiete für sich. Griechenland zählt auf die Unterstützung der EU und verfolgt einen maximalistischen Ansatz - mit dem Ziel, die Erkundungen Ankaras in dem Seegebiet zum stoppen.

Nach Aufrufen Deutschlands zu diplomatischen Gesprächen hatte die Türkei ihre Energie-Erkundungen in der Region zunächst eingestellt, nahm sie jedoch Anfang August wieder auf. Damit reagierte die türkische Regierung auf ein umstrittenes Abkommen zwischen Griechenland und Ägypten über eine gemeinsame Regelung für Seegrenzen.

TRT Deutsch