23.09.2020, Berlin: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Rede nach einem Treffen mit Angehörigen der Opfer des Hanauer Anschlags. (dpa)
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Bürger aufgerufen, ihre Stimme gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu erheben. Der Bundespräsident sagte am Mittwoch in Berlin bei einem Treffen mit Angehörigen der Todesopfer des Anschlags von Hanau: „Wir müssen unsere Stimme erheben und solidarisch sein, wann immer Menschen in unserem Land in ihrer Würde verletzt werden.“ Rassistische Zuschreibungen seien menschenfeindlich und sie würden der Lebenswirklichkeit in unserer vielfältigen Gesellschaft nicht gerecht.

Der Oberbürgermeister von Hanau forderte zuvor am Mittwoch eine lückenlose Aufklärung des rassistischen Anschlags. Dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sagte er: „Die Familien müssen wissen: Wurden Fehler gemacht, hätte der Anschlag verhindert werden können? Darüber müssen die Ermittlungsbehörden informieren. Wenn es Fehler gab, müssen sie eingestanden werden, nur so ist Trauerarbeit möglich.“

Das beginne mit der Frage, warum der Täter legal habe Waffen besitzen dürfen, obwohl er seinen Verfolgungswahn und seinen Rassismus bereits Monate zuvor in Anzeigeschreiben an die Staatsanwaltschaft Hanau und die Bundesanwaltschaft öffentlich gemacht habe. „Es geht weiter mit dem Tatgeschehen am 19. Februar selbst. Ich bin gespannt, was Bundesinnenminister Horst Seehofer dazu sagen kann“, betonte Kaminsky.

Am 19. Februar hatte ein 43-Jähriger Deutscher in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Später tötete er vermutlich seine Mutter und schließlich sich selbst.
Die Terrortat von Hanau habe neun „einzigartige Menschen“ getroffen, „die keine Fremden waren, sondern Teil dieser Gesellschaft“. Ihre Geschichten führten vor Augen, „dass in unserer Einwanderungsgesellschaft längst eine junge Generation herangewachsen ist, in der sich die unterschiedlichsten Lebenswelten vermischt haben“. Eine Generation, für die längst nicht mehr entscheidend sei, woher jemand komme, „sondern wofür er steht und wohin er will“, hieß es in der vorab verbreiteten Rede.

Im Anschluss an die Ansprache führten der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender sowie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, jeweils Gespräche mit einzelnen Gruppen der Angehörigen.


dpa