Steinmeier für Einführung von muslimischer Militärseelsorge bei Bundeswehr (dpa)
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Zum 65. Gründungstag der Bundeswehr hat Frank-Walter Steinmeier sich dafür ausgesprochen, eine muslimische Militärseelsorge einzuführen. „Religiöse Betreuung dürfen wir auch unseren muslimischen Soldatinnen und Soldaten nicht vorenthalten“, erklärte Steinmeier am Donnerstag bei einem feierlichen Gelöbnis im Park seines Amtssitzes Schloss Bellevue. In diesem Jahr wurde eine jüdische Militärseelsorge eingeführt. Steinmeier würdigte die Diversität in der Bundeswehr. So dienten Frauen ganz selbstverständlich in der Bundeswehr. Zudem steige „der Anteil derer, deren Eltern und Großeltern aus anderen Ländern zu uns gekommen sind“.

„Es droht ein freundliches Desinteresse“

Bundespräsident Steinmeier forderte auch die Gesellschaft zu mehr Interesse an den Soldaten und ihren Einsätzen auf. „Es droht ein freundliches Desinteresse, eine Gleichgültigkeit, die dem Vertrauen zwischen Bundeswehr und Gesellschaft nicht dient“, warnte Steinmeier. „Armee und Gesellschaft dürfen sich in einer Gesellschaft niemals fremd werden“, mahnte er.

Die Bundeswehr übernehme heute mehr Verantwortung als je zuvor, sei aber im Bewusstsein, im Alltag der allermeisten Deutschen fast unsichtbar geworden, sagte Steinmeier. Die Truppe sei heute deutlich kleiner, vielfältiger und bunter als vor 65 Jahren. Sie sei professioneller geworden, stehe heute auch in gefährlichen Auslandseinsätzen für Freiheit und Sicherheit ein. „Doch wie viel von dieser Realität nehmen die Deutschen eigentlich wahr?“ Steinmeier erinnerte an die Soldatinnen und Soldaten, die bei Auslandseinsätzen getötet oder verletzt wurden. „Ihre Kämpfe sind auch unsere Kämpfe, auch wenn, ja gerade weil bei uns zuhause Frieden herrscht. Das ist unserer Gesellschaft nicht nur zumutbar, das muss unserer Gesellschaft wichtig sein.“ Der Bundespräsident betonte zugleich, die Soldaten hätten „einen Anspruch darauf, mit der bestmöglichen Ausrüstung ausgestattet zu werden, die ihnen dieser Staat zur Verfügung stellen kann“. Coronabedingt legten nur neun junge Soldatinnen und Soldaten das Gelöbnis ab - stellvertretend für alle Rekruten im Land. Alle anderen Gelöbnisse hatte die Bundeswehr wegen der Pandemie abgesagt.

dpa