09.04.2021, Thüringen, Erfurt: Das Landgericht. (dpa)
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Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) hat dem in einer Straßenbahn brutal überfallenen jungen Syrer Hilfe angeboten. „Wenn er sich psychisch dazu in der Lage fühlt und er das möchte, werde ich ihn besuchen und ihm persönlich unsere Hilfe und Unterstützung anbieten, um das Erlebte zu verarbeiten“, sagte Bausewein am Dienstag. Der 17-Jährige war am vergangenen Freitagabend in einer Straßenbahn rassistisch beleidigt, bedroht, bespuckt und angegriffen worden. Das Opfer erlitt leichte Verletzungen.

Augenzeugen hatten den Vorfall auf Video aufgenommen und die Sicherheitskräfte zu Hilfe gerufen. Die Polizei nahm daraufhin am Montag einen 40 Jahre alten Deutschen fest. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung erlassen.

Bausewein zeigte sich erschüttert und beschämt über die Tat. Dieser „widerliche und verachtenswerte Vorfall“ müsse ein Warnzeichen sein, appellierte der Oberbürgermeister zugleich an die Zivilcourage. Zuvor hatten bereits Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sowie die Landtagsfraktionen von CDU und Linke die Tat scharf verurteilt.

Anwalt fordert zügiges Ermittlungsverfahren

Der Anwalt des Opfers, Juri Goldstein, forderte ein zügiges und konsequentes Ermittlungsverfahren. „Wir wollen, dass der Angreifer für seine brutale Tat zur Rechenschaft gezogen wird und dass im Zuge dieses Verfahrens einmal mehr klar gemacht wird, dass Hass, Hetze und Rassismus keinen Platz in unserer Stadt, unserem Land und in unser Gesellschaft haben“, so der Anwalt in einer Erklärung.

Der Vorsitzende des Ausländerbeirats von Erfurt, Jose Paca, forderte: „Der Stadtrat, die Stadtverwaltung und die Erfurter Bevölkerung müssen sich klar gegen Rassismus und Diskriminierung positionieren.“

Auch der Flüchtlingsrat rief am Dienstag gemeinsam mit weiteren Organisationen zu mehr Zivilcourage und Solidarität im Kampf gegen rassistische Gewalt auf. „Längst haben wir erfahren müssen, dass wir uns auf die nicht verlassen können, die die Warnungen, Ängste und Erfahrungen von Betroffenen rechter und rassistischer Gewalt nicht ernst nehmen, nicht hinhören und nicht handeln“, heißt es in der Erklärung.

„Längst ist es daher an der Zeit, dazwischen zu gehen, wenn unsere Mitmenschen, Freund:innen und Kolleg:innen rassistisch beleidigt, bespuckt, geschlagen oder getreten werden!“, betonte der Flüchtlingsrat.

TRT Deutsch und Agenturen