Der französische Präsident Emmanuel Macron trifft vor Beginn des Libyen-Gipfels am 19. Januar 2020 in Berlin mit dem libyschen Warlord Khalifa Haftar zusammen. (Reuters)
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Die Türkei hat Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an Ankaras Unterstützung der international anerkannte Regierung in Libyen scharf zurückgewiesen. Macrons Äußerungen seien „irrational“, teilte der Sprecher des türkischen Außenministeriums, Hami Aksoy, am Dienstag mit.

Macron hatte der Türkei am Montag unter anderem unterstellt, sie würde in Libyen ein „gefährliches Spiel“ betreiben. Das Engagement in dem Land und das Abkommen über Seegrenzen mit der Regierung in Tripolis verstießen angeblich gegen das Völkerrecht.

Ankara entgegnete, dass Paris in Libyen „seit Jahren illegitime Strukturen“ unterstütze. Damit habe das Land einen beträchtlichen Anteil am Chaos in Libyen zu verantworten. „In dieser Hinsicht spielt in Wahrheit Frankreich das gefährliche Spiel in Libyen“, erklärte Aksoy „Leider zeigt sich seit einiger Zeit, dass Frankreich nicht in der Lage oder, was noch viel schlimmer ist, nicht willens ist, die Entwicklungen in der Region vernünftig und unparteiisch zu lesen“, fügte er hinzu.

Der türkische Außenamtssprecher warf Frankreich vor, den Warlord Khalifa Haftar zu unterstützen : „Obwohl Herr Macron versucht, diese Tatsache durch unbegründete Anschuldigungen gegen die Türkei zu verschleiern, wird das libysche Volk niemals vergessen, welche Schäden durch die egoistischen Interessen Frankreichs und sein Handeln im Einklang mit den Ambitionen seiner Kollaborateure entstanden sind.“

Die Türkei fordert von Frankreich, mutmaßliche Kriegsverbrechen zu untersuchen, für die mit Haftar verbündete Milizen und Söldner verantwortlich seien. Als Beispiel nannte die Türkei den Fund von Massengräbern in der rund 60 Kilometer von der Hauptstadt Tripolis entfernten Stadt Tarhuna.

Haftar hatte vor mehr als einem Jahr eine Militärkampagne gegen die Regierung von Fayez al-Sarradsch begonnen. Zuletzt war es den Regierungseinheiten mit Unterstützung der Türkei aber gelungen, die Milizen Haftars zurückzudrängen. Anfang Juni waren Regierungstruppen nach Tarhuna vorgerückt. Davor war Tarhuna ein wichtiger Stützpunkt für Haftars Offensive.

Die Türkei steht im libyschen Bürgerkrieg auf der Seite der Regierung des international anerkannten Ministerpräsidenten Sarradsch. Haftar, der die Hauptstadt Tripolis erobern wollte, wird wiederum von Ägypten, Russland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und indirekt durch Frankreich unterstützt.

TRT Deutsch und Agenturen