30. April 1994: Zwei französische Soldaten stehen im Flüchtlingslager Nyarushishi Wache für Tutsis. (AFP)
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Frankreich hat seine Archive zum Völkermord in Ruanda vor 27 Jahren geöffnet. Damit sind bisher als Verschlusssache geltende Dokumente aus den Jahren 1990 bis 1994 nun erstmals öffentlich zugänglich, wie aus der am Mittwoch im Amtsblatt veröffentlichten Entscheidung hervorgeht.

Bei den Unterlagen handelt es sich unter anderem um diplomatische Noten und Telegramme, die die Arbeit des damaligen französischen Präsidenten François Mitterrand und des damaligen Premierministers Edouard Balladur betreffen.

Eine Historikerkommission hatte Frankreich Ende März eine politische Mitverantwortung für den Völkermord in Ruanda im Jahr 1994 gegeben. Sie warf der Staatsführung unter Mitterrand „Blindheit“ und „Versagen“ vor, weil sie den Genozid nicht verhindert habe. Eine „Mittäterschaft“ bei den Tötungen lasse sich dagegen nicht nachweisen, hieß es in dem Bericht. Die ruandische Regierung nannte die Veröffentlichung einen „wichtigen Schritt“.

In der früheren deutschen und belgischen Kolonie Ruanda hatten Angehörige der Volksgruppe der Hutu 1994 binnen drei Monaten mindestens 800.000 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Angehörige der Minderheit der Tutsi, aber auch viele gemäßigte Hutu wurden getötet. Die französische Armee war 1994 mit einem UN-Mandat in der Region.

In Paris wurde der Opfer am Mittwoch mit einer Schweigeminute gedacht. An der Zeremonie nahmen unter anderem Außenminister Jean-Yves Le Drian teil sowie der ruandische Botschafter in Frankreich, François-Xavier Ngarambe.


AFP