Der türkische Präsident Tayyip Erdoğan traf sich am 27. Oktober 2018 mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Istanbul, Türkei. (Reuters)
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron über die Lage im östlichen Mittelmeerraum diskutiert. Das Telefongespräch am Dienstag war das erste Mal, dass die beiden Staatschefs seit dem Aufflammen der Spannungen im Streit um Seegrenzen und Energiereserven wieder miteinander sprachen. Das Gespräch erfolgte nach einer Videokonferenz von Spitzenpolitikern aus der Türkei, Deutschland und der EU.

Ankara und Athen haben konkurrierende Ansprüche auf Energieexplorationen in der Region. Frankreich unterstützt in dem Konflikt den EU-Mitgliedsstaat Griechenland. Zuvor hatten sich beide Seiten darauf geeinigt, die Verhandlungen über ihre Meinungsverschiedenheiten wieder aufzunehmen.

Die beiden Präsidenten diskutierten neben den Zerwürfnissen im östlichen Mittelmeerraum auch über die bilateralen Beziehungen und das Verhältnis zwischen Ankara und der EU.

Türkei fordert „konstruktive“ Schritte von Macron

In einer Erklärung sagte das türkischen Kommunikationsamt, Präsident Erdoğan habe seinem französischen Amtskollegen mittgeteilt, dass die Türkei den Dialog und die Zusammenarbeit zur Lösung von Problemen befürworte.

Während des Gesprächs habe der türkische Präsident betont, dass die Missachtung der legitimen Rechte der Türkei und der Zyperntürken im östlichen Mittelmeer der Grund für die Spannungen in der Region sei.

Das türkische Staatsoberhaupt habe angemerkt, dass diplomatische Möglichkeiten genutzt und nachhaltige Verhandlungsprozesse durchgeführt werden sollten, um die Spannungen abzubauen. Ankara „will alle Probleme am Tisch diskutieren und lösen“, habe Präsident Erdoğan unterstrichen.

Ankara erwarte eine „konstruktive“ Haltung von Paris und befürworte dauerhafte Konsultationen sowie Kommunikation zwischen der Türkei und Frankreich.

Das französische Außenministerium wiederum teilte mit, das Telefonat habe über eine Stunde gedauert. Athen hoffe auf eine Fortsetzung des Dialogs zwischen der Türkei und Griechenland. Macron habe sich zudem für eine Klärung der Zypernfrage ausgesprochen und Zurückhaltung von der Ankara gefordert: „Er (Macron) drängte die Türkei, die Souveränität der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie das Völkerrecht voll und ganz zu respektieren und von weiteren einseitigen Maßnahmen abzusehen, die zu Spannungen führen könnten“, sagte das französische Außenministerium. Es fügte hinzu, dass Macron und Erdoğan vereinbarten, in Kontakt zu bleiben.

Ein EU-Gipfel, der ursprünglich für diese Woche angesetzt war, wurde wegen einer Coronavirus-Infektion im Umfeld des Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, auf den 1. und 2. Oktober verschoben.

Griechische Ansprüche im östlichen Mittelmeer. (TRT Deutsch)

Frankreich: EU bereit für Dialog mit der Türkei

Bereits vor dem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten hatte Macron in seiner Rede vor der 75. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen Gesprächsbereitschaft signalisiert.

„Wir respektieren die Türkei. Wir sind zum Dialog bereit. Aber wir erwarten von der Türkei, dass sie die europäische Souveränität und das Völkerrecht respektiert und Aufklärung über ihr Vorgehen in Libyen und Syrien gibt“, sagte Macron. Für einen effektiven Dialog im östlichen Mittelmeerraum sei Engagement notwendig, um den Konfrontationen keinen Raum zu geben.

TRT Deutsch