06.05.2021, Berlin: Heiko Maas (SPD), Außenminister von Deutschland, und Mevlüt Cavuşoğlu (l), Außenminister der Türkei. (dpa)
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Bundesaußenminister Heiko Maas will mit der Türkei an Regelungen arbeiten, um deutschen Touristen sicheren Urlaub in beliebten Ferienregionen des Landes zu ermöglichen. „Wir wollen, dass im Sommer so viel Urlaub möglich ist, wie eben verantwortbar ist“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag nach einem Gespräch mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu in Berlin. „Daran werden wir weiter arbeiten auf der Basis dessen, was wir im letzten Jahr schon einmal intensiv miteinander besprochen haben und, wie ich finde, auch sehr erfolgreich umgesetzt haben.“

Die Bundesregierung hatte die Reisewarnung wegen der Corona-Pandemie für die beliebten türkischen Urlaubsregionen am Mittelmeer im August vergangenen Jahres aufgehoben. Voraussetzung dafür war ein spezielles Tourismus- und Hygienekonzept. Mitte November wurde die Reisewarnung für die ganze Türkei neu bewertet und wieder in Kraft gesetzt.

Die türkische Mittelmeerküste ist das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen außerhalb Europas. Für die türkische Wirtschaft hat der Tourismussektor große Bedeutung. Er wurde durch die Pandemie stark getroffen. Im vergangenen Jahr kamen nach offiziellen Angaben rund 70 Prozent weniger Besucher ins Land als noch 2019. Rund 1,1 Millionen Deutsche besuchten nach offiziellen Angaben die Türkei - sie stellten damit im vergangenen Jahr die drittgrößte Besuchergruppe. Çavuşoğlu wollte sich bei seinem Besuch in Berlin auch mit dem Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, Thomas Bareiß, treffen.

Beschäftigte im Tourismussektor werden geimpft

Der türkische Minister sagte, man habe alle Maßnahmen getroffen, „damit unsere Freunde ihren Urlaub sicher verbringen können“. Etwa würden Beschäftigte im Tourismussektor mit Priorität geimpft. Hotels seien wie auch im vergangenen Jahr in ein Zertifizierungsprogramm für sicheren Tourismus eingebunden. Dies sei auf kleinere Einrichtungen ausgeweitet worden, die regelmäßig überprüft würden.

Seit vergangener Woche gilt in der Türkei ein landesweiter Lockdown, der am 17. Mai enden soll. Touristen sind von den Beschränkungen ausgenommen. In den touristischen Provinzen Antalya, Muğla und Izmir lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche bei rund 200 Fällen. In der bei Touristen ebenfalls beliebten Millionenmetropole Istanbul ist dieser Inzidenzwert zwar stark gesunken, liegt mit rund 530 Fällen pro 100.000 Einwohner aber noch auf erhöhtem Niveau.

Die Bundesregierung hat die Türkei deswegen als Hochinzidenzgebiet eingestuft. Das bedeutet Testpflicht vor Einreise nach Deutschland und zehntägige Quarantäne, von der man sich erst nach fünf Tagen freitesten kann. Maas bewertete das Gespräch mit Çavuşoğlu insgesamt als „konstruktiv“. Die beiden Minister knüpfen mit dem Treffen in Berlin an einen von Maas im Januar verkündeten Neuanfang in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei an. Noch im vergangenen Jahr waren die Beziehungen zwischen Ankara und Brüssel wegen des Erdgasstreits mit Griechenland belastet worden. Die EU hatte sich bei dem Konflikt im Mittelmeer mit Griechenland solidarisiert. Der Spannungen wären fast militärisch eskaliert. Maas sagte, er ermutige die Türkei dazu, mit den EU-Mitgliedern Griechenland und Zypern eine Lösung zu finden.

Çavuşoğlu pochte auch auf einen Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen. Die Verhandlungen zur Ausweitung der Zollunion müssten nun „ohne Vorbedingungen“ angegangen werden, sagte er. Ende März hatte die EU entschieden, angesichts der Entspannung im östlichen Mittelmeer die Vorbereitungen dafür zu treffen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel waren deswegen im April zu Gesprächen in Ankara.

dpa