Ausschreitungen in Belgrad:  Demonstranten kritisieren Regierung (dpa)
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Vor dem Parlamentsgebäude in Belgrad haben sich am Samstagabend erneut Demonstranten zu Protesten gegen die Corona-Politik der serbischen Regierung versammelt. Zu der Kundgebung kamen lediglich 500 bis 1000 Menschen. Dabei verteilten sich die Protestierenden auf der achtspurigen Fahrbahn vor dem Gebäude sowie auf Gehsteigen und einem nahegelegen Park. Die Proteste verliefen friedlicher als die Tage zuvor. Auch aus anderen Städten Serbiens wurden Proteste gemeldet. Die Polizei überwachte in Belgrad am Abend nach Medienberichten die Zufahrten und Wege in Richtung Zentrum und kontrollierte mögliche Randalierer. Dabei wurden mehrere Molotow-Cocktails entdeckt, wie unter anderem die Zeitung „Blic“ berichtete.

Am Vorabend war eine Gruppe nationalistischer Demonstranten gewaltsam in das serbische Parlament eingedrungen. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei, die dann gegen Mitternacht den Ansturm gewaltbereiter Demonstranten mit Knüppeln und Tränengas beendete. Seit Tagen gehen Tausende in Serbien gegen die Corona-Schutzmaßnahmen der Regierung auf die Straßen.

Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei

Bei Protesten sind am Freitag waren 71 Menschen festgenommen worden. Unter ihnen seien „viele ausländische Staatsbürger“, sagte Polizeichef Vladimir Rebic am Samstag. Vor dem Parlamentsgebäude in Belgrad hatte es am Freitag den vierten Tag in Folge Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben.

Die Festgenommenen seien unter anderem aus Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Großbritannien und Tunesien, sagte Rebic. Er kündigte an, diese „ausländischen Faktoren“ bei den Ermittlungen zu den Demonstrationen zu berücksichtigen. Auch am Freitag hatten wieder tausende Menschen in mehreren serbischen Städten gegen das Corona-Management der Regierung demonstriert. Die meisten Teilnehmer waren friedlich, einige Gruppen warfen jedoch mit Steinen und Feuerwerkskörpern auf Polizisten. Nach Angaben des Polizeichefs wurden 14 Beamte verletzt, seit Beginn der Proteste am Dienstag stieg der Zahl der verletzten Polizisten demnach auf 130. Die Demonstrationen richten sich vor allem gegen Präsident Aleksandar Vucic. Ihm wird vorgeworfen, durch zu frühe Lockerungen der Corona-Maßnahmen eine zweite Ansteckungswelle begünstigt zu haben. Vucic habe dies in Kauf genommen, damit am 21. Juni die Parlamentswahlen stattfinden konnten. Seine regierende Fortschrittspartei (SNS) ging als klare Siegerin aus der Wahl hervor.





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