Facebook-Chef Mark Zuckerberg geht davon aus, dass die Corona-Krise einen langfristigen Wandel hin zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Er rechne damit, dass in zehn Jahren rund jeder zweite Beschäftigte des Online-Netzwerks so arbeiten werde, sagte Zuckerberg in einem Interview des Technologieblogs „The Verge“ am Donnerstag. Zuvor hatte bereits unter anderem Twitter angekündigt, dass alle Mitarbeiter auch nach dem Ende der Krise ihre Jobs von Zuhause aus fortführen könnten, wenn ihre Aufgaben dies zulassen.
Die Zahl von 50 Prozent sei seine Schätzung, kein Ziel, betonte Zuckerberg. In einer Umfrage habe jeder fünfte Mitarbeiter sich dafür ausgesprochen, dauerhaft von Zuhause aus zu arbeiten, weitere 20 Prozent hätten einiges Interesse daran gezeigt. Bei einigen von diesen 40 Prozent werde das angesichts ihrer Jobs nicht funktionieren - aber er gehe davon aus, dass in den kommenden Jahren weitere Mitarbeiter eingestellt werden, die von Anfang an von Zuhause arbeiten.
Die großen amerikanischen Tech-Konzerne hatten traditionell im Gegenteil darauf gesetzt, ihre Mitarbeiter in Firmenzentralen und großen Büros im Ausland an einem Ort zusammenzubringen. Dafür leisteten sie sich auch teure Bauprojekte. So errichtete Apple ein noch vom Gründer Steve Jobs erdachtes kreisförmiges Gebäude für 12.000 Beschäftigte. Facebook erweiterte seine Zentrale mit hangargroßen Gebäuden des Stararchitekten Frank Gehry mit Gärten auf dem Dach. Google ist dabei, eine aufsehenerregende neue Zentrale in einem gewaltigen Glas-Zelt zu bauen.
Zugleich trug die Konzentration hochbezahlter Mitarbeiter zum drastischen Anstieg der Immobilienpreise im Silicon Valley bei, der für soziale Probleme sorgt. Wenn Beschäftigte, die außerhalb des Büros arbeiten, aus dem Silicon Valley wegziehen, müssten sie das Unternehmen darüber informieren, damit ihre Einkommen angepasst werden können, sagte Zuckerberg laut Medienberichten in einem Livestream für Mitarbeiter.
Rund 90 Prozent der Beschäftigten bereits im Homeoffice
Im Gespräch mit „The Verge“ betonte der Facebook-Chef, dass sich das Arbeiten von Zuhause als effizienter als erwartet erwiesen habe. „Einige Leute dachten, dass alles auseinanderfallen wird - aber das passierte nicht.“ Eine wichtige Frage auf Dauer sei aber, wie man dabei Unternehmenskultur, Kreativität und soziale Kontakte erhalte. Zugleich könnten dadurch aber mehr Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten für ein Unternehmen arbeiten, weil weniger von ihnen umziehen oder pendeln müssten.
In der Corona-Krise wechselten mehr als 90 Prozent der Facebook-Beschäftigten ins Homeoffice. Wenn demnächst die Öffnung der Büros beginne, würden sie nur zu etwa einem Viertel besetzt sein, sagte Zuckerberg. Er selbst müsse zwar für Treffen zum Beispiel mit Geschäftspartnern oder Behördenvertretern in die Zentrale kommen - werde aber in Zukunft mehr Zeit als bisher außerhalb des Büros arbeiten. Auch er sei Zuhause produktiver gewesen als erwartet.
22 Mai 2020
Zuckerberg: In zehn Jahren jeder zweite Facebook-Mitarbeiter nicht im Büro
In der Corona-Krise wechselten rund 90 Prozent der Facebook-Beschäftigten ins Homeoffice. Chef Mark Zuckerberg erwartet einen Langzeittrend - in zehn Jahren könnten bis zu 50 Prozent der Mitarbeiter des Online-Riesen dauerhaft von Zuhause arbeiten.
dpa
Ähnliche Nachrichten
„Mein Sohn wurde gefoltert“: Schwarzer stirbt nach Polizeigewalt
Im US-Bundesstaat Virginia sollen sieben Polizisten einen 28-jährigen Schwarzen fixiert und elf Minuten lang zu Boden gedrückt haben. „Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund“, zitierten US-Medien die Mutter des Opfers.
Selbe Kategorie
Hilfsorganisation warnt vor tausenden nicht explodierten Bomben in Gaza
Laut Handicap International stellen mindestens 3000 nicht detonierte Bomben eine zusätzliche Gefahr für die Menschen in Gaza dar. Ein Waffenstillstand müsse mit dem Minenräumen und der Entschärfung dieser nicht explodierten Munition beginnen.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.