USA: Geheimdienste können Corona-Ursprung nicht eindeutig ermitteln – Wuhan: Institut für Virologie  (AFP)
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Ein von US-Präsident Joe Biden angeforderter Geheimdienstbericht zum Ursprung des Coronavirus hat Medienberichten zufolge keine eindeutigen Ergebnisse gebracht. Die vor drei Monaten in Auftrag gegebene Untersuchung habe nicht abschließend herausfinden können, ob das zuerst in China festgestellte Virus durch Tiere auf den Menschen übertragen wurde oder aus einem Labor stammen könnte, berichtete die „Washington Post“. Teile des bisher geheimen Berichts, der am Dienstag dem Weißen Haus vorgelegt wurde, könnten der „Washington Post“ zufolge in den kommenden Tagen freigegeben werden. Die Zeitung berief sich dabei auf zwei mit dem Fall vertraute US-Beamte. Die nicht eindeutigen Ergebnisse seien unter anderem auf fehlende Informationen aus China zurückzuführen, berichtete das „Wall Street Journal“. „Wenn China keinen Zugang zu bestimmten Datensätzen gewährt, wird man nie wirklich etwas erfahren“, sagte ein nicht namentlich genannter US-Beamter der Zeitung.

China weist Labor-Theorie weiterhin zurück

Die chinesische Regierung wies den Vorwurf erneut zurück, Informationen über das Coronavirus zurückzuhalten. Der Leiter der Abteilung für Rüstungskontrolle im chinesischen Außenministerium, Fu Cong, sagte am Mittwoch, kein „Opfer“ müsse Informationen liefern, „um sich selbst zu belasten“. Wenn die USA China für schuldig hielten, müssten sie dafür selbst Beweise vorlegen. Forderungen nach Untersuchungen in einem chinesischen Labor wies Fu zurück. Er forderte die WHO stattdessen auf, das US-Militärlabor Fort Detrick zu besuchen. Wenn die USA China „grundlos“ beschuldigten, sollten sie auch auf einen „Gegenangriff Chinas“ vorbereitet sein, sagte Fu dazu. In China kursieren Verschwörungstheorien, wonach das Coronavirus aus einem US-Labor stammen könnte. Die Pandemie, der mittlerweile weltweit mehr als vier Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind, hatte Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan ihren Ausgang genommen. Schon früh war darüber spekuliert worden, dass das Virus auch bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan entwichen sein könnte, in dem an Coronaviren geforscht wird. Die chinesische Regierung bestreitet dies energisch.

WHO-Experten: Labor-Theorie „extrem unwahrscheinlich“

Erst im Januar dieses Jahres hatte ein Team internationaler Experten im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Wuhan besuchen können - mehr als ein Jahr nach Entdeckung des Virus. Ihr Bericht wurde Ende März veröffentlicht, lieferte aber keine klaren Ergebnisse. Die sogenannte Labor-Theorie stuften die WHO-Experten damals als „extrem unwahrscheinlich“ ein. An der Untersuchung und dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. Viele Länder äußerten Besorgnis darüber, dass den internationalen Experten bei ihrer Untersuchung in China Zugang zu wichtigen Daten verwehrt worden sei. Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus räumte ein, dass die erste Untersuchung nicht weit genug gegangen sei, und mahnte weitere Nachforschungen an.

Experten: Bisherige Datenlage gibt keinen Hinweis auf einen Labor-Unfall

11 der 17 an der Mission beteiligten Experten schrieben am Mittwoch im Fachmagazin „Nature“, die damaligen Nachforschungen in China seien nur als „erster Schritt in einem Prozess“ gedacht gewesen, „der zum Stillstand gekommen ist“. Sie warnten, das Zeitfenster für weitere Untersuchungen schließe sich schnell. Die Wissenschaftler schreiben, die bisherige Datenlage weise nicht auf einen Labor-Unfall hin. Notwendig seien vielmehr Studien beispielsweise zu den ersten Krankheitsfällen, etwa durch Antikörper-Untersuchungen. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump war ein großer Verfechter der Labor-Theorie. Für die diesem mehrheitlich ablehnend gegenüberstehende Medienlandschaft war dies vielfach Grund genug, sie von vornherein zurückzuweisen. In den vergangenen Monaten hatte die Diskussion um den Ursprung des Virus wieder an Fahrt aufgenommen. Als Biden die nun vorliegende Untersuchung in Auftrag gab, sagte er, die verschiedenen US-Geheimdienste seien in der Frage unterschiedlicher Meinung.

AFP