28.05.2020, USA, Minneapolis: Demonstranten halten während eines Protestes Zettel mit dem Porträt von George Floyd, des in Minneapolis nach einem brutalen Polizeieinsatz gestorbenen Mannes afroamerikanischer Abstammung, in die Höhe. (dpa)
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Die Familie des Afroamerikaners George Floyd, der bei seiner Festnahme von weißen Polizisten in der US-Stadt Minneapolis getötet wurde, hat am Mittwoch gefordert, die verantwortlichen Beamten wegen Mordes anzuklagen. Floyd starb, nachdem er am Boden trotz Handschellen Polizeigewalt erfuhr und nach Luft ringen musste. Sein Ausspruch „I can't breathe“ („Ich kann nicht atmen“) ging weltweit viral.

Nach anhaltender Proteste, in der Polizisten Tränengas und Gummigeschosse einsetzten, sprach sich seine Schwester Bridgett Floyd für die Verhaftung der vier weißen Polizeibeamten aus, die an seinem Tod beteiligt waren.

„Ich möchte, dass diese Beamten wegen Mordes angeklagt werden, denn genau das haben sie getan“, sagte sie dem Fernsehrsender NBC. „Sie haben meinen Bruder ermordet. Sie sollten wegen Mordes im Gefängnis sein.“

27. Mai 2020, Minneapolis: Menschen protestieren gegen Polizeigewalt an dem Afroamerikaner George Floyd (Reuters)

Die Empörung über das jüngste Beispiel von Polizeibrutalität gegen Afroamerikaner breitete sich im ganzen Land aus. Ein Handy-Video belegt, dass beim Einsatz gegen Floyd ein weißer Polizeibeamter mehr als fünf Minuten lang auf Floyds Genick kniete, obwohl dieser stöhnte: „Ich kann nicht atmen(...) Mama, Mama“ - bis er reglos blieb.

Obwohl der Afroamerikaner aufhörte, sich zu bewegen, verspotteten ihn die Beamtenund forderten ihn auf, „aufzustehen und ins Auto einzusteigen“. Schließlich wurde er ins Krankenhaus gebracht, wo er später für tot erklärt wurde.

Am Mittwoch tauchte ein weiteres Video von der Sicherheitskamera eines nahe gelegenen Restaurants auf, das bestätigte, dass Floyd keinerlei Widerstand leistete, als die Polizei ihn festnahm. Grund für die Festnahme ist angeblich sein Versuch gewesen, eine gefälschte 20-Dollar-Banknote für einen Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft zu verwenden. „Schwarz sein sollte in Amerika kein Todesurteil sein“

Der Bürgermeister der Stadt, Jacob Frey, entließ die inzwischen vier Polizeibeamten und übergab den Fall an das FBI. „Was ich sah, war auf jeder Ebene falsch“, sagte Frey über das Video. „Fünf Minuten lang sahen wir zu, wie ein weißer Polizist sein Knie in den Nacken eines Schwarzen drückte“, fügte der Bürgermeister hinzu. „Schwarz sein in Amerika sollte kein Todesurteil sein.“ Der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der von Floyds Familie beauftragt wurde, kommentierte, der Fall zeige, dass die US-Justiz Schwarze anders behandele als Weiße. Crump vertritt auch die Familien von zwei weiteren Afroamerikanern, die kürzlich in Fällen getötet wurden, in denen es vermutlich um Fehlverhalten der Polizei und Vertuschungsversuche geht. „Wie viele dieser sinnlosen Morde mit exzessiver Gewalt von den Menschen, die uns schützen sollen, können wir in Amerika noch hinnehmen?“, fragte er beim Sender NBC. Crump wies darauf hin, dass es sich bei der Verhaftung um ein kleines, gewaltfreies Verbrechen handelte. Es gab keinerlei Anzeichen, wie die Polizei zunächst behauptete, dass sich Floyd der Verhaftung widersetzte. „Es gibt keinen Grund, diese übermäßige tödliche Gewalt anzuwenden“, unterstrich Crump. „Das muss der Wendepunkt sein. Jeder hat Gerechtigkeit verdient. Wir können nicht zwei Justizsysteme haben, eines für Schwarze und eines für Weiße.“ Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze haben in den vergangenen Jahren in den USA immer wieder für Empörung sowie für mitunter von Gewalt überschattete Proteste gesorgt. Sie führten zur Gründung der Protestbewegung „Black Lives Matter“.

TRT Deutsch und Agenturen