15.09.2021, Afghanistan, Khost: Ein Mitglied der Taliban steht im ehemaligen Militärzentrum der Khost Protection Force (KPF) in der Stadt Khost im Osten Afghanistans Wache. (dpa)
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Die Taliban am früheren Bundeswehr-Standort Kundus haben Deutschland und andere Staaten um Hilfe gebeten. Dabei könne es sich um Investitionen, Wiederaufbauprojekte oder „jede Art von humanitärer Unterstützung“ handeln, sagte ihr Sprecher Matiullah Ruhani der Deutschen Presse-Agentur in Kundus.
Afghanistan kommt auch mehr als einen Monat nach der völligen Machtübernahme der Miliz nicht zur Ruhe. Am Samstag wurden bei einem Anschlag auf ein Polizeifahrzeug der Taliban in der Hauptstadt Kabul mindestens zwei Menschen getötet und 19 verwundet.
Der frühere Bundeswehr-Stützpunkt Kundus im Norden des zentralasiatischen Landes wurde am 8. August von der Taliban-Gruppe erobert. Eine Woche später übernahmen sie auch in Kabul die Macht. Mit dem Abzug der letzten US-Truppen ging dann einen halben Monat später nach fast 20 Jahren der internationale Militäreinsatz zu Ende. Die Provinz Kundus mit der gleichnamigen Hauptstadt war Schwerpunkt von Deutschlands militärischem und zivilem Engagement.
Ruhani warf der internationalen Gemeinschaft vor, 20 Jahre lang eine „korrupte Regierung“ unterstützt, dann aber mit der Machtübernahme der Taliban ihre Hilfe eingestellt zu haben. Die Taliban hätten Frieden nach Afghanistan gebracht, so der Sprecher. „Wir sind keine Terroristen.“
Der deutsche Ex-Diplomat Christoph Heusgen sagte indes am Freitag mit Blick auf die Afghanistan-Politik des früheren US-Präsidenten Donald Trump dem Magazin „Spiegel“: „Die Trump-Administration war ein diplomatischer Amateurhaufen.“ Es sei ein schwerer Fehler gewesen, ein Abkommen mit den Taliban zu schließen und die afghanische Regierung beiseitezulassen. Heusgen war früher außenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

dpa