03.10.2020, Indien, Kolkata: Aus Protest gegen zwei Gruppenvergewaltigungen mit tödlichem Ausgang gingen Menschen in mehreren Regionen Indiens auf die Straße (dpa)
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Nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Indien wird eine Bundespolizeibehörde den Fall untersuchen. Das Central Bureau of Investigation (CBI) werde die Ermittlungen von der derzeit zuständigen Ermittlungskommission der Polizei von Uttar Pradesh übernehmen, teilte das Büro des Regierungschefs des betroffenen Bundesstaates am späten Samstag mit. Das Verbrechen und die offenkundigen Versäumnisse hatten in den vergangenen Tagen in mehreren Regionen Indiens Proteste ausgelöst. Am Samstag wurden der zuständige Polizeichef in der Stadt Hathras wegen Amtsversagens ebenso wie vier seiner Mitarbeiter suspendiert.
Mitte September war in Hathras eine 20-Jährige einer Gruppenvergewaltigung zum Opfer gefallen. Berichten lokaler Medien zufolge fand die Familie die junge schwerverletzte Frau auf einem Feld außerhalb ihres Dorfes - nackt, blutüberströmt und mit gebrochenem Rückgrat. Die 20-Jährige, die aus der niedrigsten indischen Kaste stammt, starb zwei Wochen später. Vier Männer aus ihrem Dorf, alle aus einer höheren Kaste, wurden festgenommen.
Die nun suspendierten Polizisten sollen die Anzeige der Familie nur widerwillig aufgenommen haben. Zugleich wird ihnen vorgeworfen, die Leiche der 20-Jährigen bei Nacht und Nebel im Krematorium verbrannt zu haben, ohne die Familie vorher um Erlaubnis zu bitten. Dies hatte viele Dalits, also Angehörige der Kaste des Opfers, in Wut versetzt. In der patriarchisch geprägten Gesellschaft Indiens, wo auch heute noch viele Menschen im Kastenwesen leben müssen, obwohl es offiziell abgeschafft ist, erleiden Dalit-Frauen oft doppelte Diskriminierung.
2012 hatte ein besonders brutaler Vergewaltigungsfall einer Studentin in einem Bus in der Hauptstadt Indien und der Welt gezeigt, dass das Land ein grundsätzliches Vergewaltigungsproblem hat. Nach offiziellen Zahlen wird alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt - und nicht alle Fälle werden erfasst. Oftmals nur besonders brutale Fälle machen Schlagzeilen im Land.

dpa