Ermittlungen gegen mutmaßliche Daesh-Schergen wegen Verbrechen an Jesiden – Bundesanwaltschaft in Karlsruhe (dpa)
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Die Bundesanwaltschaft ermittelt in fünf Fällen gegen mutmaßliche Angehörige der Terrormiliz Daesh wegen Verbrechen an Menschen jesidischen Glaubens. Die Untersuchungen laufen noch verdeckt, das heißt, die Beschuldigten wissen noch nichts von den Vorwürfen, es gab weder Durchsuchungen noch Befragungen. Zuvor hatte der „Bayrische Rundfunk“ darüber berichtet. Nach Angaben des Senders könnte es sich um Verbrechen von Frauen handeln, die aus Deutschland nach Syrien und dem Irak reisten, um sich der Terrormiliz anzuschließen. Bereits laufende Prozesse gegen Daesh-Anhängerinnen zeigten die mögliche Richtung der Ermittlungen. Die Informationen über die verdeckten Ermittlungen entstammen einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion. Deren innenpolitische Sprecherin Ulla Jelpke begrüßte das Vorgehen der Justiz. Insbesondere weibliche Daesh-Mitglieder hätten bei der Versklavung jesidischer Mädchen und Frauen eine „Schlüsselrolle“ gespielt: Frauen, die sich Daesh in Syrien angeschlossen haben, geben sich laut Jelpke nach ihrer Rückkehr nach Europa gerne naiv und behaupten, nur im Haus gearbeitet und von den Verbrechen nichts mitbekommen zu haben. „Doch weibliche Terror-Mitglieder sind genauso Täterinnen wie die Männer. Sie haben selbst Sklavinnen ausgebeutet, gequält und zum Teil ermordet.“ Die religiöse Minderheit der Jesiden stammt aus dem Irak, aus Syrien, der Türkei und dem Iran. Die monotheistischen Jesiden sind Kurden und leben vor allem in der Gegend um die irakische Stadt Mossul und im nahe gelegenen Sindschar-Gebirge. Viele sind wegen der Verfolgung durch Daesh ins Ausland geflohen. Jesiden kennen keine heilige Schrift wie Bibel oder Koran. Sie geben den Glauben vor allem mündlich weiter. Baden-Württemberg hatte 2015/2016 etwa 1000 traumatisierte Jesidinnen und ihre Kinder im Zuge eines Sonderkontingents aufgenommen. Darunter ist auch Nadia Murad, die dem Leid der Frauen ein Gesicht und eine Stimme gegeben hat und als UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel und Sklaverei kämpft.

dpa