Aserbaidschan erobert strategisch wichtige Stadt Schuscha (dpa)
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In der umkämpften Südkaukasusregion Berg-Karabach hat Aserbaidschan nach Angaben von Präsident Ilham Aliyew die strategisch wichtige Stadt Schuscha eingenommen. „Mit einem großen Gefühl des Stolzes teile ich mit, dass die Stadt Schuscha von der armenischen Okkupation befreit ist“, sagte Aliyew am Sonntag in einer Rede. Schuscha gilt als Schlüsselstadt, das armenische Besatzungsregime in Berg-Karabach hatte selbst mitgeteilt, dass ihr Verlust am Ende auch eine Niederlage für Armenien im Kampf um die ganze Region bedeute. Aus Armenien, das die Stadt Schuschi nennt, gab es zunächst keine offizielle Bestätigung für den Verlust der Stadt. „In Schuschi gehen die Kämpfe weiter. Warten Sie und glauben Sie an unsere Streitkräfte“, teilte der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums, Arzrun Owannissijan, in Eriwan mit.

Das armenische Besatzungsregime in Berg-Karabach hatte am Sonntagmorgen von intensiven Kämpfen berichtet. Die Behörden bestätigten auch, dass wegen der intensiven Kämpfe die Städte evakuiert würden.

„Schuscha gehört uns! Karabach gehört uns!“

In der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku feierten die Menschen mit Autokorsos und Hupkonzerten auf den Straßen, wie im Staatsfernsehen zu sehen war. „Schuscha - das Herz Aserbaidschans!“, sagte eine TV-Moderatorin glücklich. „Schuscha gehört uns! Karabach gehört uns!“, sagte Aliyew. „Wir sind zurück, heimatliches Schuscha!“, schrieb er bei Twitter. Eine Überprüfung der Angaben von unabhängiger Stelle war nicht möglich. Schuscha liegt etwa zehn Kilometer von Xankəndi, dem Zentrum von Berg-Karabach, entfernt. Aliyew kündigte an, bis zum Ende zu gehen. Er hatte bereits am Samstag von größeren Gebietsgewinnen berichtet - die Zahl der zurückeroberten Orte stieg demnach auf mehr als 200 insgesamt. In Baku empfing Aliyew den türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und den Verteidigungsminister Hulusi Akar angesichts der Entwicklung. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan gratulierte den Aserbaidschanern und Präsident Aliyew telefonisch zum „Sieg“ in Schuscha. „Die Freude unserer aserbaidschanischen Geschwister ist auch unsere Freude“, sagte Erdoğan am Sonntag in der westtürkischen Provinz Kocaeli auf einem Kongress der regierenden AK-Partei. Die „Befreiung von Schuscha“ sei ein Zeichen dafür, dass auch die Befreiung der übrigen besetzten Gebiete bevorstehe, sagte Erdoğan.

Seit 1994 brüchige Waffenruhe

Die schweren Gefechte um Berg-Karabach dauern seit dem 27. September an. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren besetzte Armenien das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Berg-Karabach gilt völkerrechtlich als Teil Aserbeidschans. Der französische Präsident Emmanuel Macron und sein russischer Kollege Wladimir Putin zeigten sich bei einem Telefonat am Samstag besorgt über die anhaltenden Kämpfe. Putin erörterte nach Kremlangaben die Lage auch mit Erdoğan. Ziel sei es, zu einer politisch-diplomatischen Lösung des Konflikts zurückzukehren, hieß es in Moskau. Nach Informationen aus Élyséekreisen waren sich Macron und Putin einig, dass die Kämpfe beendet werden müssten. Die Hauptziele bestünden darin, den Verbleib des armenischen Volkes in der Region sicherzustellen und dem Leiden der Zivilbevölkerung ein Ende zu setzen, hieß es in Paris. In Armenien setzte Regierungschef Nikol Paschinjan einen neuen Geheimdienstchef ein, nachdem der erst vor einem Monat Ernannte in Ungnade gefallen war.

dpa