Nordwestsyrische Region in Idlib (AFP)
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Nach einem tödlichen Angriff syrischer Regimetruppen auf türkische Soldaten in der umkämpften nordwestsyrischen Region Idlib hat die türkische Armee nach eigenen Angaben mehr als hundert syrische Soldaten „neutralisiert“.

Das türkische Verteidigungsministerium teilte am Montag mit, bei den türkischen Vergeltungsangriffen seien zudem drei syrische Panzer und zwei Kanonen zerstört sowie ein Hubschrauber getroffen worden. Die Luftangriffe auf syrische Stellungen würden am Abend fortgesetzt. In Medien des syrischen Regimes gab es zunächst keine Berichte über Opfer auf Seiten der Armee. Zuvor waren bei einem Angriff der syrischen Regimetruppen in der Oppositionshochburg Idlib nach Angaben aus Ankara fünf türkische Soldaten getötet und fünf weitere verletzt worden.

Bereits in der vergangenen Woche waren acht Türken durch Angriffe syrische Regimetruppen getötet worden. Die Regierung in Ankara hatte im Falle eines erneuten Angriffes mit harter Vergeltung gedroht. Am Montag erklärte das Verteidigungsministerium, Ankara werde „auf entschlossenste Weise“ auf jeden neuen Angriff reagieren. Nach Angaben der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatten die Streitkräfte des Regimes die türkischen Soldaten auf der Luftwaffenbasis Taftanas nördlich der Stadt Sarakeb attackiert. Angaben zur Zahl der Opfer machte die Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netz von Informanten in Syrien stützt, jedoch nicht. Nach Angaben der Beobachtungsstelle erhöhte sich die Zahl der in den vergangenen 24 Stunden durch syrische und russische Luftangriffe getöteten Zivilisten auf 29. Unter ihnen sind demnach sechs Kinder. Sie seien bei von Russland unterstützten Angriffen der Regime-Streitkräfte auf das Dorf Abin Semaan in der Provinz Aleppo getötet worden, teilte die Beobachtungsstelle mit. Angesichts der Gewalt flohen unzählige Familien aus dem Nordwesten Syriens Richtung Norden. „Die Zahl der Menschen, die durch diese Krise vertrieben werden, gerät jetzt außer Kontrolle“, sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), David Swanson, der Nachrichtenagentur AFP. 689.000 Menschen seien in den vergangenen Wochen vor der Gewalt in Idlib und Aleppo geflohen. Auch die Bundesregierung warnte am Montag vor einer „humanitären Katastrophe“. Diese zu verhindern, müsse „höchste Priorität“ haben, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Das Ministerium forderte „alle Beteiligten“ zur Deeskalation auf. Die Gespräche zwischen der Türkei und Russland seien in diesem Zusammenhang zu begrüßen. Seit Samstag hält sich eine russische Delegation zu Gesprächen über die Situation in Idlib in Ankara auf. Für Montag wurde die Fortsetzung der Gespräche erwartet. Die syrischen Regimetruppen gehen seit Dezember mit Unterstützung Moskaus militärisch verstärkt gegen die Opposition in der Provinz Idlib vor. Syriens Diktator Baschar al-Assad ist entschlossen, das Gebiet wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Die benachbarte Türkei hält dort mehrere Beobachtungsposten. Die Türkei und Russland hatten im September 2018 ein Abkommen geschlossen, um in Idlib eine großangelegte syrische Offensive gegen die Opposition zu verhindern. Für die Region mit rund drei Millionen Einwohnern wurden seither diverse Waffenruhen vereinbart, zuletzt zu Jahresbeginn. Alle Feuerpausen wurden jedoch kurz nach ihrem Inkrafttreten gebrochen.

AFP