Sicherheitsbehörden in Wien waren gewarnt – Türkei gab wichtige Hinweise (dpa)
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Türkische Sicherheitsbeamten hatten den österreichischen Terroristen Kujtim Fejzulai bereits bei seiner Ankunft am Istanbuler Atatürk-Flughafen am 01. September 2018 observiert. Das teilte die türkische Generaldirektion für Sicherheit in einer Erklärung auf ihrer Webseite mit.

Die Ermittlungen von Geheimdienst- und der Anti-Terror-Einheiten ergaben schon damals, dass der 20-jährige Terrorist versuchte, sich der Terrormiliz Daesh anzuschließen. Er wollte auf illegalem Weg von der türkischen Provinz Hatay aus nach Syrien einreisen. Diese Information hätten die türkischen Sicherheitsbehörden den Kollegen in Österreich anschließend mitgeteilt.

Bei seinem Versuch, sich der Daesh anzuschließen, sollen türkische Sicherheitskräfte den Terroristen aus Wien verhaftet haben. In türkischer Haft war der spätere Attentäter demnach bis Anfang Januar 2019. Anschließend wurde Fejzulai nach Österreich abgeschoben, wo er erneut verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.

Auch der österreichische Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, bestätigte diese Information. Es gab somit schon 2018 Warnhinweise über den Angreifer. Nun drehen sich in Österreich die Fragen unter anderem um den Aufenthalt in der Türkei und den versuchten Munitionskauf des Täters in der Slowakei – über diese Warnhinweise war die österreichische Polizei informiert. Außerdem wäre da noch die vorzeitige Entlassung des Mannes: Nach der versuchten Ausreise zur Terrormiliz Daesh nach Syrien, hätte der Attentäter eine 22-monatige Haftstrafe in Österreich verbüßen müssen, wurde aber elf Monate vor Beendigung seiner Haftstrafe auf Bewährung freigelassen, sagte Ruf.

„Nicht tolerierbare Fehler“

Nach dem Bekanntwerden von Behördenpannen zog die österreichische Regierung personelle Konsequenzen. Der Leiter des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT), Erich Zwettler, wurde am Freitag vom Dienst suspendiert, wie der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl bei einer Pressekonferenz in Wien mitteilte.

Innenminister Karl Nehammer gestand am Freitag Versäumnisse der Behörden vor dem Anschlag ein. Es habe „offensichtliche und unserer Ansicht nach nicht tolerierbare Fehler“ gegeben, erklärte er. Demnach hatte der Attentäter offenbar Kontakt zu Personen, die auf dem Radar des deutschen Verfassungsschutzes standen. Entsprechende Hinweise blieben in Österreich demnach folgenlos.

Bei dem Terroranschlag in der Wiener Innenstadt sind am Montagabend vier Menschen getötet worden, darunter eine Deutsche. Mindestens 22 weitere Menschen wurden verletzt. Der 20-jährige Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln schoss wahllos mit einem Sturmgewehr, einer Pistole, einer Machete und einer Sprengstoffgürtel-Attrappe nahe der Hauptsynagoge in Wien um sich. Die Polizisten erschossen den Angreifer. Die Terrormiliz Daesh bekannte sich zur Tat.




TRT Deutsch