Türkische Soldaten patrouillieren an der türkisch-syrischen Grenze.  (AA)
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Die Operationen des türkischen Militärs gegen die PKK im In- und Ausland haben die Terrorgruppe in eine „hilflose“ Lage gebracht. Das räumte Murat Karayılan, einer der hochrangigen Anführer, in einem Interview am Sonntagabend ein.

In einem Interview bei einem PKK-nahen Fernsehkanal bestätigte er, dass bei den jüngsten Anti-Terror-Operationen der Türkei mindestens 18 hochrangige PKK-Terroristen getötet wurden. Karayılan sagte, dass die separatistische Terrorgruppe den türkischen Militäroperationen zunehmend „hilflos“ ausgesetzt sei. Dafür gab er auch Spitzeln in den eigenen Reihen die Mitschuld. Diese sollen Insiderinformationen der PKK an die türkischen Sicherheitskräfte weitergeben.

Er bezog sich zudem auf die Tötung von mehrere hochrangigen PKK-Kommandeuren, darunter Diyar Garip Muhammed, Mikail Özdemir, Emrullah Dursun und Ali Aktaş. Er sagte, dass die PKK dadurch einen schweren Schlag erlitten habe.

Bereits im April hatten Sicherheitsquellen der türkischsprachigen Tageszeitung „Sabah“ berichtet, dass Karayılan und andere hochrangige Führer der PKK wie Cemil Bayık, Mustafa Karasu, Duran Kalkan und Sabri Ok um ihr Leben fürchten.

Die Terroristenführer sollen deshalb fortwährend ihren Unterschlupf wechseln. Es gehe um eine Vielzahl von Verstecken im Irak, Syrien und Iran, um einer Gefangennahme durch Sicherheitskräfte zu entgehen.

In der Türkei kann die Terrorgruppe kaum mehr Fuß fassen. Die türkische Armee und Gendarmerie führen regelmäßig Anti-Terror-Operationen in den östlichen und südöstlichen Provinzen Anatoliens durch. So unternahmen die Sicherheitskräfte allein 2019 über 122.000 Operationen, darunter 116.650 in ländlichen Gebieten.

Der Erfolg der militärischen Interventionen spiegelt sich auch in der Zahl der Kämpfer wider, die von der PKK ins Feld geführt werden. Nach Angaben des Innenministeriums waren im Januar 2017 noch zwischen 835 und 1.995 PKK-Kämpfer in der Türkei aktiv. 2018 waren es nur noch 1.100 bis 1.200. Im Januar 2019 sank die Zahl dann auf 755 bis 876 . Im Januar dieses Jahres fiel die Zahl auf unter 500. Das entspricht einem zahlenmäßigen Rückgang der Kräfte von 83 Prozent innerhalb von vier Jahren. Das ist der niedrigste Wert seit mehr als drei Jahrzehnten.

Bezeichnend ist, dass die PKK immer mehr Anziehungskraft für neue potenzielle Kämpfer verliert. So schlossen sich 2014 noch 5.558 Terroristen der Organisation an. Diese Zahl sank auf bis zu 130 im vergangenen Jahr. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres gehen Sicherheitsquellen inzwischen von nur 13 Rekrutierungen aus – ein drastischer Rückgang von rund 70 Prozent.

Schlag gegen PKK-Drogenhandel

Während es an der Front immer schwieriger für die PKK wird, beschneidet die Türkei wichtige Einnahmequellen der PKK aus dem Geschäft mit Betäubungsmitteln.

Einer der jüngsten erfolgreichen Schläge gegen den Drogenhandel fand am vergangenen Dienstag statt. Sicherheitskräfte konnten in der südöstlichen türkischen Provinz Diyarbakır 2,5 Millionen Cannabispflanzen beschlagnahmen. Zudem wurden 235 Kilogramm Marihuana sichergestellt.

Die separatistische Terrorgruppe wird verdächtigt, Drogen nach Europa zu schmuggeln, um auf diese Weise ihre illegalen Aktivitäten zu finanzieren.

In einem Bericht der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) und der Agentur der Europäischen Union für die Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden (Europol) wird die zunehmende Bandengewalt und die drogenbedingten Morde in Europa angeprangert. Dabei fand auch die Rolle der PKK Erwähnung.

„Es wurde berichtet, dass die PKK (...) in die organisierte Kriminalität verwickelt ist, mit einigen Beispielen ihres Engagements im Drogenhandel in der EU“, steht im 260 Seiten langen EU-Drogenbericht 2019.

„Aus diesem Bericht geht hervor, dass das Volumen des EU-Drogenmarktes 30 Millionen Euro pro Jahr beträgt und dass die PKK fast den gesamten Drogenmarkt kontrolliert", kommentierte der türkische Innenminister Süleyman Soylu.

Ein türkischer Polizeibericht, der am 26. September 2019 veröffentlicht wurde, besagt, dass die PKK an allen Etappen des gängigen Drogengeschäfts beteiligt sei – einschließlich Produktion, Lieferung, Verteilung und Verkauf. Zivilisten in den östlichen und südöstlichen Provinzen der Türkei würden zum Anbau von Cannabis gezwungen. Außerdem stelle die Terrorgruppe Heroin in Labors im Nordirak her.

Die PKK wird von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. In ihrer mehr als 30-jährigen Terrorkampagne gegen die Türkei ist sie für den Tod von 40.000 Menschen, darunter Frauen und Kinder, verantwortlich.

TRT Deutsch