28. Februar 2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Friedensdemonstrationszug zieht am Rosenmontag durch die Innenstadt. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde das Rosenmontagsfest abgesagt, stattdessen zieht ein Protestmarsch durch die Innenstadt – vorbei an vielen der Motivwagen, die eigentlich für den Rosenmontagszug gebaut worden waren. (dpa)
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Rund 250.000 Menschen haben am Rosenmontag in Köln für Frieden und Demokratie demonstriert. Es sei beeindruckend, wie viele Menschen in Köln auf der Straße sind, sagte ein Polizeisprecher. In Reden solidarisierten sich Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn und Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sowohl mit der Ukraine als auch mit den Antikriegs-Demonstranten in Russland. Dazu wurden Lieder gespielt wie „Alle Menschen werden Brüder“ und „Mir sin alle nur Mensche“ (Wir sind alle nur Menschen) von Brings.

„Gedämpfte, überwiegend ernsthafte Atmosphäre“
Kostümierte und Nichtkostümierte marschierten gemeinsam durch die Straßen. Viele trugen Transparente mit Aufschriften wie „Putin Go Home“ und „Dear Russian people, be Russians not Putinians“ („Liebes russisches Volk, seid Russen, keine Putinianer“). Vor dem Start des Marsches ließ das Festkomitee Kölner Karneval weiße Friedenstauben aufsteigen.

Trotz der Menschenmassen registrierte die Polizei bis zum Mittag keinerlei Zwischenfälle. Teilnehmer beschrieben eine gedämpfte, überwiegend ernsthafte Atmosphäre. Die Kölner Karnevalisten hatten sich am Tag des Kriegsbeginns entschieden, eine Friedensdemo zu veranstalten. Der normale Rosenmontagszug durch die Stadt war zuvor schon wegen Corona abgesagt worden. Als Ersatz sollte der Zug durchs Fußballstadion rollen, doch das wurde nun ebenfalls gecancelt. Demo von gesamter Stadtgesellschaft mitgetragen

Der Zugleiter des Kölner Rosenmontagszugs, Holger Kirsch, sagte, die Demo werde „von der gesamten Stadtgesellschaft mitgetragen“. Allen gehe es darum, ein Zeichen zu setzen: „Ein Zeichen für die Solidarität der Menschen in der Ukraine und ein Zeichen gegen Krieg in Europa.“ Der Zug wurde angeführt von einem Karnevalswagen, der eine von einer russischen Flagge aufgespießte Friedenstaube zeigte. Reker betonte in einer Rede aber auch: „Ich empfinde grenzenlose Bewunderung für all die mutigen Russinnen und Russen, die bereits seit Freitag auf die Straßen ihres Landes gehen.“ Minutenlanger donnernder Applaus der Zuhörerinnen und Zuhörer war die Reaktion darauf.

„Da bin ich sehr stolz auf meine Stadt“, sagte BAP-Sänger Wolfgang Niedecken im WDR Fernsehen. Der „höchste Kölner Feiertag“, der Rosenmontag, sei zu einer Solidaritätskundgebung für Frieden und Demokratie umfunktioniert worden. Alle Teilnehmer verhielten sich verantwortlich: „Ich sehe keinen Einzigen ohne Maske.“

Düsseldorf verlegte Rosenmontagsumzug auf Mai
Auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst ging in der Demo mit. „Das ist heute die beste Art, auf den Beinen zu sein, nämlich für Frieden und Freiheit in Europa zu demonstrieren“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
In Düsseldorf war der Rosenmontagszug schon vor Wochen wegen Corona auf Ende Mai verlegt worden. Allerdings rollte dort ein einzelner Wagen von Jacques Tilly zum Ukraine-Krieg durch die Stadt. Die überlebensgroße Karikatur aus Drahtgeflecht und Pappmaché zeigte Wladimir Putin, der sich die Ukraine in den Rachen steckt, und den Spruch „Erstick dran!!!“. Mehr zum Thema: Berlin: Mindestens 100.000 Menschen bei Demo gegen Ukraine-Krieg

dpa