Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Menschen in Deutschland dazu ermuntert, sich auch in der Corona-Pandemie gegen Rassismus zu engagieren. „Der Hass pausiert nicht im Lockdown“, erklärte Steinmeier anlässlich der am Montag gestarteten Internationalen Wochen gegen Rassismus. Dies zeigten unzählige Kommentare in Online-Foren. „Wir brauchen Gegenrede. Wir brauchen Gegenwehr mit den Mitteln des Rechtsstaats und einer entschlossenen Zivilgesellschaft.“
Steinmeier verwies darauf, dass für viele Menschen die wichtigste Form des Einsatzes - die persönliche Begegnung - in den vergangenen Monaten nicht möglich gewesen sei. „Umso mehr danke ich allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die mit Fantasie und Ausdauer neue digitale Formate entwickelt und so zumindest einen Teil ihrer wichtigen Arbeit fortgesetzt haben.“
Auch wenn oft andere Themen die öffentliche Debatte bestimmten: „Diese Arbeit bleibt nötig“, betonte Steinmeier. Auch in Deutschland sei Rassismus ein Problem. Er gefährde ein freiheitliches Miteinander, die friedliche Vielfalt von Kulturen, Religionen und Überzeugungen sowie die Demokratie. „Solche Einsichten finden seit den Attentaten von Halle und Hanau breiteren Widerhall, eine Lösung wird deshalb allerdings kein Selbstläufer.“
Es sei leicht, allgemein zu sagen: „Schlimm, diese Feindlichkeit“, erklärte Steinmeier. „Aber wie viel Mut braucht es im Alltag, beim konkreten Vorfall einzuschreiten.“ Der Bundespräsident nannte konkrete Beispiele - etwa wenn die Bewerbung um eine Mietwohnung, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zur Seite gelegt wird, weil ein fremd wirkender Name darauf steht. Oder „wenn sich Jugendliche auf dem Pausenhof ihrer Herkunft rühmen und andere mit dem Wort 'Opfer' anbrüllen“.
„Resignation darf genauso wenig Raum greifen wie der Hass selbst, deshalb sind die Internationalen Wochen gegen Rassismus so wertvoll“, erklärte Steinmeier weiter. Die digitale Auftaktveranstaltung der von der Stiftung gegen Rassismus koordinierten zweiwöchigen Reihe war für Montagnachmittag vorgesehen. Sie wird von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) eröffnet, Hauptreferent ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet (CDU).
AFP
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