26.06.2021, Nordrhein-Westfalen, Köln: Ein Airbus A310 MedEvac der Bundeswehr startet auf dem Flughafen Köln Bonn auf dem Weg in das westafrikanische Mali. (dpa)
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Nach dem Anschlag auf eine Bundeswehr-Patrouille in Mali sollen die dabei verletzten zwölf deutschen Blauhelmsoldaten noch an diesem Samstag nach Deutschland gebracht werden. Nach Medieninformationen sollen sie aus dem westafrikanischen Land nach Köln und möglicherweise auch nach Stuttgart geflogen werden. Am frühen Samstagmorgen war ein erster Evakuierungsflug von Deutschland aus gestartet. Der Airbus A400M der Luftwaffe hob vom Luftwaffenstützpunkt Wunstorf nordwestlich von Hannover ab. Der Flugzeugtyp ist als fliegende Intensivstation einsetzbar und wurde unter anderem auch in der Corona-Pandemie für die Verlegung von Patienten aus Italien und Frankreich nach Deutschland genutzt. Am Freitagmorgen um 6.28 Uhr Ortszeit hatte ein Selbstmordattentäter mit einer Autobombe eine Patrouille deutscher UN-Soldaten angegriffen und dabei 13 Menschen verletzt. Es handelte sich nach offiziellen Angaben um zwölf Deutsche und einen Belgier. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte noch am Freitag, von den Deutschen seien drei schwer verletzt. Die Soldaten sicherten nach UN-Angaben den Konvoi eines malischen Bataillons. Vorangegangen sei am Vortag die Explosion eines Sprengsatzes, bei der es aber nur Sachschaden an einem Fahrzeug gegeben habe.

Maas verteidigt deutsche Beteiligung an UN-Einsatz

Zu den Hintergründen des Anschlags und möglichen Konsequenzen für den deutschen Einsatz wollte sich Kramp-Karrenbauer zunächst nicht äußern. Nun stehe erst einmal die Versorgung der Verletzten im Vordergrund. „Der heutige hinterhältige Anschlag unterstreicht einmal mehr, wie wichtig es ist, dass wir uns den Terroristen entgegenstellen“, erklärte hingegen Außenminister Heiko Maas (SPD). „Mali und der Sahel müssen vom Fluch des Terrorismus befreit werden.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem „hinterhältigen Selbstmordanschlag“, der ihn „erschüttert“ habe. „Mein und unser aller Dank gilt den Soldatinnen und Soldaten für ihren gefährlichen Einsatz, bei dem sie jeden Tag in Erfüllung ihrer Pflichten Leib und Leben riskieren.“

Derzeit 900 deutsche Soldaten an UN-Mission Minusma beteiligt

Der Selbstmordanschlag wurde rund 180 Kilometer nordöstlich der Stadt Gao verübt, in deren Nähe die meisten Bundeswehrsoldaten in Mali stationiert sind. Zum Zeitpunkt des Angriffs um 8.28 Uhr deutscher Zeit befanden sich die Soldaten noch in einer „Nachtaufstellung“, also einer Art schützenden Wagenburg, wie aus einer Information des Einsatzführungskommandos an die Obleute hervorging. „Unter Einsatz ziviler Rettungshubschrauber und eines UN-Hubschraubers wurden die Verwundeten nach Gao in französische, chinesische und deutsche Sanitätseinrichtungen verbracht“, hieß es weiter.

21.11.2019, Mali, Gao: Ein Transportpanzer Fuchs BAT fährt durch das Gelände während einer Aufklärungsmission im Rahmen der UN-Mission MINUSMA in Gao (DPA)

Derzeit sind rund 900 deutsche Soldaten an der UN-Mission Minusma beteiligt. Die Obergrenze liegt bei 1100 Männern und Frauen aus Deutschland. Der Einsatz soll den Friedensprozess in Mali unterstützen. In dem Land sind sogenannte dschihadistische Terrorgruppen aktiv. 2013 schlug ein massiver französischer Militäreinsatz deren Vormarsch auf die Hauptstadt Bamako zurück. Auch organisierte Kriminalität und grenzübergreifender Schmuggel sind ein Problem in der Region, über die auch Migrationsrouten nach Nordafrika und weiter in Richtung Europa verlaufen. Zuletzt gab es in Mali zwei Militärputsche. Im Raum stand zuletzt gar die Frage, ob sich Mali nach dem jüngsten Putsch gar in Richtung einer Machtübernahme durch sogenannte Dschihad-Kämpfer bewegt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte eine grundsätzliche Neuausrichtung der französischen Militärpräsenz in der Sahelzone an - und ein Ende des französischen Anti-Terror-Einsatzes „Operation Barkhane“. Bilaterale militärische Einsätze mit Mali wurden ausgesetzt, um den Druck auf den Krisenstaat und die Putschisten zu erhöhen. Frankreich - das Terroristen in der Sahelzone aktiv sucht und angreift - hat immer wieder getötete eigene Soldaten zu beklagen. „Folgen sind schmerzhaft und extrem bedauerlich“ Linke-Politiker Gregor Gysi forderte den Abzug der deutschen Soldaten aus Mali. Der Einsatz sei von Anfang an falsch gewesen, sagte Gysi, der außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag ist. „Man musste mit einem solchen terroristischen Angriff rechnen. Die Folgen sind schmerzhaft und extrem bedauerlich.“ Es sei „höchste Zeit, die Soldaten abzuziehen und sich um eine ernsthafte politische und diplomatische Vermittlung zu bemühen“. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Die Nachrichten sind erschütternd. Meine Gedanken sind bei den Soldaten und ihren Angehörigen. Ihnen wünsche ich viel Kraft. Das Wichtigste ist, dass die Verletzten die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten und sicher nach Deutschland gebracht werden.“

Agenturen