Symbolbild: Person mit Schusswaffen (dpa)
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Der angeklagte Marko G. ist ein Ex-SEK-Polizist aus Mecklenburg-Vorpommern und war Mitglied in einem rechtsextremen Netzwerk - der sogenannten Nordkreuz-Gruppe. Laut einem taz-Bericht vom Samstag ist die Gruppe Teil des rechten „Hannibal-Netzwerks“. Ein Zusammenschluss, in dem sich Männer und Frauen mit rechter Gesinnung vernetzen. Die sogenannten Prepper bereiten sich auf den Tag X vor.

Im Nordkreuz-Netzwerk war Marko G. der Administrator und nannte sich „Hombre“. Er organisierte Treffen und sammelte Geld. Depots mit Nahrungsmitteln, Treibstoff und Munition wurden angelegt.

Laut Bundesstaatsanwaltschaft pflegen die Mitglieder der Gruppe „eine gefestigte rechtsextremistische Einstellung“. Marko G. gehörte zum harten Kern der Gruppe. Bei einer Razzia hätten Ermittler mehr als zwei Dutzend Waffen und Munition in seinem Haus gefunden. Bei einer weiteren Durchsuchung konfiszieren Polizeibeamte neben einer Sportwaffe, Blendgranaten und Schießpulver auch ein Winchester-Gewehr. Außerdem: 55.000 Schuss Munition - hauptsächlich aus Polizei und Bundeswehrbeständen.

2019 finden Ermittler schließlich auch noch eine Uzi-Maschinenpistole - die 1993 von der Bundeswehr in Brandenburg als gestohlen gemeldet worden war.

Zugriff auf das Waffenarsenal bleibt ein Rätsel

Der 49-jährige Polizist wurde daraufhin wegen des Verstoßes gegen das Waffen- und Kriegswaffenkontrollgesetz angeklagt. Seine rechte Gesinnung stand aber nicht vor Gericht. Daher lautete das Urteil: 21 Monate auf Bewährung. In dem Urteil heißt es, Marko G. war im Besitz von Munition aus mindestens sieben Bundesländern, der Bundespolizei, der Bundeswehr und dem Zoll. Wie er Zugriff auf das Waffenarsenal bekommen konnte, bleibt offen.

Laut taz-Recherchen ist aber ein Schießplatz in Güstrow Dreh- und Angelpunkt der Waffenbeschaffung gewesen. Hier würden Netzwerke geschmiedet - zu Persönlichkeiten aus dem rechten Nordkreuz, zur Polizei und vermutlich sogar bis zum Innenministerium.

Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), wies jede Verantwortung von sich. Er ließ aber „eine strukturelle und personelle Überprüfung dieser Diensteinheit veranlassen“. Das ernüchternde Ergebnis: Polizisten mit rechtsradikalem Gedankengut unterwanderten die Polizei. Vorgesetzte haben nichts dagegen unternommen.

Niemand will Verdacht geschöpft haben

Außerdem wird klar: Marko G. fiel bereits früh als Rechtsextremer auf. Dem Innenausschuss des Landtages legt die Kommission einen Bericht vor. Im Besitz des Polizisten und Präzisionsschützen hätten sich Wehrmachtsbücher der „SS“ befunden. Vorgesetzte hätten Warnhinweise ignoriert und ihn stattdessen in den gehobenen Dienst befördert.
Als Bundeswehrsoldat war Marko G. bei der Brandenburger Panzerbataillons-Einheit eingesetzt. Dort verschwand auch die Uzi-Maschinenpistole. Wieder will niemand Verdacht geschöpft haben.

Einmal im Jahr träfen sich Spezialkräfte aus ganz Deutschland zum Schießtraining in Güstrow, so der taz-Bericht. Darunter seien Sondereinsatzkommandos aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern. Frank T. ist Leiter des Schießplatzes und mehrfacher deutscher Meister mit der Kurzwaffe. Seine Firma Baltic Shooters in Güstrow bietet Berufsschützen ideale Bedingungen an. Tausende Patronen aus dem Besitz von Marko G. können Ermittler der Firma oder Frank T. zuordnen.

Laut Ermittlungsakte haben hier Nordkreuz-Mitglieder regelmäßig trainiert und sich mit Waffen und Munition eingedeckt. Die Landesregierung sah darin nichts Ungewöhnliches - bis auch hier 2019 Razzien stattfanden. Erst dann beendeten sie die Nutzung der Anlage. Wieso ein privater Schießplatz-Betreiber Spezialeinheiten der Polizei trainieren darf, bleibt unbeantwortet. Lapidar wird darauf hingewiesen, für die Genehmigung zum Betreiben von Schießständen seien entsprechende Ämter und Behörden verantwortlich.







TRT Deutsch und Agenturen