FFP2-Atemschutzmasken (Reuters)
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Der in der Corona-Krise drastisch gestiegene Bedarf an Schutzkleidung in den medizinischen Einrichtungen in Deutschland hat laut einem Medienbericht zu einer „Preisexlosion“ geführt. So sei etwa der Einkaufswert für hochwertige sogenannte FFP2-Atemschutzmasken innerhalb weniger Tage um 3000 Prozent von 0,45 auf 13,52 Euro pro Stück gestiegen, gegeben, berichten jetzt NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ aufgrund gemeinsamer Recherchen. Auf dem Markt für medizinische Schutzkleidung herrschen den Berichten zufolge „Chaos“ sowie zunehmend auch unseriöse Praktiken. „Es ist Wildwest. Jeder versucht jetzt, sich zu bereichern, die Not der Krankenhäuser auszunutzen“, sagte Olaf Berse, Geschäftsführer von Clinicpartner, einer bundesweiten Einkaufsgemeinschaft für Krankenhäuser, Alten- und Pflegeeinrichtungen. Die Angebote seien zum Teil regelrecht kriminell. Filter seien nicht funktionsfähig, die Zertifikate gefälscht. Dies gefährde Patienten und Personal. Die Gewerbeaufsicht in Niedersachsen warnt den Berichten zufolge vor einem Fall von Betrug durch einen fiktiven Arzneimittelgroßhändler aus Bremen. Die Firma verschicke ein gefälschtes Zertifikat. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach forderte, dass der Staat bei der Versorgung mit medizinischer Schutzkleidung Abhilfe schaffen müsse. „Das ist nichts, was der Markt auch nur im Ansatz lösen könnte“, sagte Lauterbach dem Rechercheverbund von NDR, WDR und „Süddeutscher“. Er forderte die Schaffung einer Bundesagentur, die Firmen in Deutschland mit der Produktion beauftragt.

Schutzbekleidung vorrangig an Pfleger und Ärzte

Mit Blick auf in der Corona-Krise stark nachgefragte medizinische Schutzbekleidung hat die EU-Kommission betont, dass diese vor allem in Krankenhäusern und anderen Versorgungszentren benötigt wird. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte, dass Schutzausrüstung vorrangig an Beschäftigte im Gesundheitswesen ausgegeben werden sollte. Die „heldenhaften Frauen und Männer in der gesamten EU, die von kranken Personen umgeben sind und Tag und Nacht arbeiten, um Leben zu retten“, benötigten Atemschutzmasken und andere Schutzartikel besonders dringend.

(Reuters)

Die Verwendung von Gesichtsmasken verringere das Risiko, dass bereits infizierte Personen das Virus auf andere übertragen, sagte Kyriakides den Zeitungen. „Es gibt jedoch keine Sicherheit, dass das Tragen einer Maske auf der Straße irgendjemanden davor schützt, infiziert zu werden“, betonte sie. Das von der EU-Kommission eingeleitete gemeinsame Beschaffungsverfahren der Mitgliedstaaten für medizinische Schutzausrüstung sei erfolgreich angelaufen, sagte Kyriakides weiter. Vergangene Woche habe die EU Angebote von Unternehmen für wichtige Gegenstände wie Masken, Handschuhe, Schutzbrillen, Gesichtsschutz, Operationsmasken und Overalls erhalten. „Bei einigen Artikeln übertrafen die Angebote sogar die Anfragen der Mitgliedstaaten“, sagte sie. Die EU-Kommission sei sich der „Dringlichkeit“ bei der Beschaffung der Schutzartikel „voll bewusst“, betonte Kyriakides. „Wir arbeiten rund um die Uhr, um sicherzustellen, dass die Ausrüstung so schnell wie möglich geliefert werden kann.“

AFP