Die „Datenkrake“ des Vereins Digital Courage warnt vor Datenschutz- und Privatsphäre-Sündern. (dpa)
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Bürgerrechtsorganisationen haben mit den sogenannten Big-Brother-Awards Behörden und Firmen angeprangert, die aus ihrer Sicht in fragwürdiger Art und Weise Daten sammeln, die Privatsphäre von Menschen verletzen oder den Datenschutz an sich in Frage stellen. So bekam am Freitag unter anderem der Philosoph und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Julian Nida-Rümelin, einen solchen Negativ-Preis – für seine aus Sicht der Jury unhaltbare Behauptung, dass Datenschutz die Bekämpfung der Corona-Pandemie erschwert und Tausende von Toten zu verantworten habe.

Nida-Rümelin hatte im März in einem Interview gesagt, die Entscheidung, die Corona-App freiwillig zu machen und nicht verpflichtend, sei falsch gewesen. „Manche Verteidiger des Datenschutzes sind zufrieden. Daneben steht aber die Bilanz der Krise: Über 70.000 Todesfälle, 500.000 zusätzliche Arbeitslose, vernichtete Existenzen, ein deutlicher Anstieg psychischer Erkrankungen in Deutschland.“

Google erhielt den Big-Brother-Award für jüngst offenbar gewordene „massive Manipulation des Internet-Werbemarktes, Aushungern von Kreativen und Medien sowie Enteignung unserer digitalen Persönlichkeiten“, wie es hieß. Den Preis in der Kategorie Gesundheit erhielt die Berliner Firma Doctolib, die die Vermittlung von Arztterminen über ihre Plattform anbietet. „Diese Daten werden unter Missachtung der Vertraulichkeitsverpflichtung verarbeitet und laut Datenschutzvereinbarung auch im Rahmen kommerzieller Marketingzwecke genutzt“, hieß es dazu.

In der Kategorie Verkehr zeichnete der Verein die EU-Kommission aus. Die Datenschützer kritisieren die seit 2021 für Neuwagen verpflichtende Einführung des Verfahrens „On-Board Fuel Consumption Meter“ (OBFCM). Dabei werden laut Begründung große Mengen an technischen Informationen eines Autos aufgezeichnet und zusammen mit der Fahrzeugidentifikationsnummer an den Hersteller übermittelt.

Seit dem Jahr 2000 werden in Deutschland die Big-Brother-Awards an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, „die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen sowie persönliche Daten verkaufen oder gegen ursprüngliche Interessen verwenden“. Der Name ist George Orwells dystopischen Roman „1984“ entnommen, in dem schon Ende der vierziger Jahre die Vision einer totalitären Überwachungsgesellschaft entworfen wurde.

dpa