13.08.2021, Berlin: Eine S-Bahn fährt am Morgen am Berliner Hauptbahnhof ein. Der Lokführerstreik ist seit dem frühen Morgen beendet. (dpa)
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Nach dem zweitägigen Lokführerstreik fahren die Züge in Deutschland zum größten Teil wieder im üblichen Umfang. Der Verkehr sei am frühen Morgen weitgehend normal gestartet, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn in Berlin. Allerdings könne es vereinzelt noch zu Einschränkungen kommen. „Wir bitten unsere Fahrgäste, sich vor Fahrtantritt in den digitalen Auskunftsmedien der Deutschen Bahn zu informieren“, sagte er.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte ihren Streik im Personen- und Güterverkehr um 2.00 Uhr beendet. Die GDL will mit dem Ausstand eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen. Weitere Streiks sind möglich, an diesem Wochenende soll es jedoch keine Aktionen geben. Über die nächsten Schritte will die GDL in der kommenden Woche beraten.

Nur knappes Viertel der Lokführer hat sich am Streik beteiligt
Die Gewerkschaft will zuvor am Freitagvormittag (11.00 Uhr) in Berlin eine Bilanz ihres Streiks ziehen. Die Solidarität der Mitglieder sei über alle Berufsgruppen hinweg riesengroß gewesen, teilte die Gewerkschaft zuvor bereits mit. „Sie alle haben der Deutschen Bahn die Rote Karte gezeigt.“
Die Bahn sieht das anders. An dem Streik hätten sich rund 5400 der insgesamt 19.700 Lokführer beteiligt, hieß es am Freitag in einer ersten Bilanz des bundeseigenen Unternehmens. Darüber hinaus seien lediglich 120 Mitarbeiter in Stellwerken, der Instandhaltung und im Service an Bahnhöfen im Ausstand gewesen. Die zeige, dass in der Infrastruktur anders als von der GDL beabsichtigt „so gut wie niemand gestreikt“ habe, sagte eine Bahnsprecherin.
Auch aus den Regionen wurde am Morgen berichtet, dass der Zugverkehr sich normalisiert hat. Im Osten der Republik, der besonders stark von dem Streik betroffen war, seien keinen Ausfälle mehr zu erwarten, sagte ein Bahnsprecher. „Im Großen und Ganzen sieht das sehr gut aus.“ In Hamburg waren die S-Bahnen wieder planmäßig unterwegs. Bei der Berliner S-Bahn sei der Betrieb sehr gut angelaufen, hieß es. Lediglich auf zwei Linien komme es noch vereinzelt zu Einschränkungen.
Bei dem Ausstand, der im Güterverkehr bereits am Dienstagabend begonnen hatte, war nach Gewerkschaftsangaben auch die Infrastruktur betroffen. Erstmals wurde demnach in sechs Stellwerksbetrieben gestreikt, außerdem in Teilen der Werkstätten und der Verwaltung. Nach Angaben der Bahn konnte der stark reduzierte Ersatzfahrplan gefahren werden, im Fernverkehr wurde etwa ein Viertel der sonst üblichen Fahrten angeboten.

Bahn will nach Corona-Einbußen sparen
Deutsche Bahn und GDL ringen in der Tarifrunde um eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent. Strittig ist jedoch, wann die Erhöhung greifen und wie lang der neue Tarifvertrag gelten soll. Auch Betriebsrenten sind ein Streitthema. Die Bahn will die Kosten des Tarifabschlusses gering halten, weil sie in der Corona-Krise hohe Verluste eingefahren hat. Zudem hat der Bund als Eigentümer im Gegenzug für Milliardenhilfen auch Einsparungen im Konzern verlangt.

Mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft gibt es seit knapp einem Jahr einen Tarifabschluss. Anfang 2022 erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. Die GDL will aber keine Nullrunde in diesem Jahr akzeptieren und verlangt zudem eine Corona-Prämie von 600 Euro. Gewerkschaftschef Claus Weselsky droht mit weiteren Streiks, sollte die Bahn kein verbessertes Angebot vorlegen.

dpa