Porträts der Opfer des Anschlags von Hanau an der Friedensbrücke in Frankfurt (dpa)
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Die Veröffentlichung eines Hetz-Videos im Internet im Zusammenhang mit dem rassistisch motivierten Anschlag von Hanau mit neun Toten zieht Ermittlungen nach sich. Mit dem Vorgang seien die Berliner Polizei und das Polizeipräsidium Südosthessen befasst, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) hatte gegen den Macher des Videos Strafanzeige gestellt und den Vorgang an den Staatsschutz weitergeleitet, wie die Stadt am Dienstag bekanntgab.

In der Mitteilung der Stadt wird der Mann namentlich benannt. Er heißt Nikolai Nerling und soll sich selbst „Volkslehrer“ nennen. Der bekannte Rechtsextremist soll bereits zuvor wegen Volksverhetzung und Holocaust-Leugnung vor Gericht gestanden haben. Nerling sei auch mit der rechtsradikalen Szene und der Reichsbürger-Szene gut vernetzt. In seinen Videos verbreite er antisemitische Verschwörungstheorien und völkischen Rassismus. Wegen seiner Äußerungen soll Nerling 2018 aus dem Berliner Schuldienst entlassen worden sein.

„Ich bin wütend und schockiert, dass so ein Schund im Netz öffentlich zugänglich ist. Diesem rechten Hetzer und seinen rassistischen Aktivitäten muss sofort Einhalt geboten werden“, erklärte Kaminsky. Er habe die Familien der Hanau-Opfer über die Existenz des Videos informiert. Sie müssten wissen, „dass es das Video gibt und dass wir dagegen vorgehen“, so der Oberbürgermeister.

Am Abend des 19. Februar 2020 hatte der 43-jährige Deutsche Tobias R. neun Menschen mit Migrationsgeschichte an mehreren Orten in der hessischen Stadt Hanau erschossen, bevor er mutmaßlich seine Mutter tötete und anschließend sich selbst. Zuvor hatte er Pamphlete und Videos mit Verschwörungstheorien und rassistischen Ansichten im Internet veröffentlicht. Am vergangenen Freitag war in Hanau bei einer Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der Opfer gedacht worden.

TRT Deutsch und Agenturen