Die evangelische Kirche Deutschland hat nach eigenen Angaben bislang rund 785 Opfer von Missbrauch unter dem Dach von Kirche und Diakonie ermittelt. Natürlich sei es klar, dass es ein Dunkelfeld gebe, sagte die zuständige Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs im Interview der „Deutschen Presse-Agentur“ am Sonntag.
„Deshalb sind wir dankbar, dass der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung dazu eine Studie voranbringen und weitere Institutionen einbinden will“, sagte Fehrs und fügte hinzu: „Viele Betroffene sind im späteren Leben wieder auf die Beine gekommen und haben das Geschehene tief verdrängt. Andere hadern möglicherweise damit, sich nun zu melden. Wir ermutigen jeden und jede ausdrücklich dazu, dies zu tun.“
Noch in diesem Sommer stehe die Gründung eines Betroffenenbeirats an, um die Beteiligung der Opfer an der Aufarbeitung auszubauen. Zudem wurde eine zentrale Anlaufstelle eröffnet. „Sie wurde unter dem Namen ‚help‘ zum 1. Juli 2019 eingerichtet“, sagte die Bischöfin.
Auf die Frage hin, ob die Kirche an die Opfer eine Entschädigung zahlt, sagte Fehrs: „Pauschale Zahlungen plant die Kirche nicht, sondern hält an ihrem System der individuellen Leistungen fest, die zumeist im Kontakt mit den betroffenen Menschen und nicht über ihre Köpfe hinweg festgelegt werden.“ Ihrer Meinung nach geht es vielen Betroffenen um immaterielle Leistungen, „vor allem im Sinne eines Schuldbekenntnisses der Kirche. Das ist für viele oft genauso wichtig wie die Zahlung eines Geldbetrags.“
21 Juni 2020
dpa
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