05.04.2021, Berlin: Am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor weist ein Hinweisschild auf die Maskenpflicht hin. (dpa)
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Angesichts weiter sinkender Ansteckungszahlen nehmen die Bundesländer immer mehr Corona-Einschränkungen zurück. Am Dienstag kündigten mehrere Länder an, die Maskenpflicht im Freien und auf belebten Plätzen aufzuheben. Auch Maskenvorgaben für Schulen werden weiter gelockert. Den Überblick zu behalten, in welchem Bundesland aktuell noch welche Corona-Regeln gelten, wird zunehmend schwieriger.
Corona-Zahlen weiter gesunken
Die meisten Kreise in Deutschland liegen laut der aktuellen Übersicht des Robert Koch-Instituts im Internet (RKI-Dashboard) inzwischen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 20 oder darunter, einige bei 0. Die Zahl der deutschlandweiten Neuansteckungen wurde am Dienstag mit 652 angegeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 1204 gelegen. Binnen 24 Stunden wurden 93 neue Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 140. Vollständig geimpft sind nach RKI-Daten in Deutschland inzwischen 22,3 Millionen Menschen. Das ist mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Knapp 40,5 Millionen Menschen haben mindestens eine Impfdosis erhalten.
Maskenpflicht im Freien bröckelt
In Berlin beschloss der Senat am Dienstag, die Maskenpflicht auf Bürgersteigen von Einkaufsstraßen, auf sehr belebten Plätzen, und im Freien im Zoo und Tierpark aufzuheben. In Bussen und Bahnen müssen weiterhin FFP2-Masken getragen werden. Das ist anderswo, etwa in Nordrhein-Westfalen, schon nicht mehr der Fall - dort reicht eine OP-Maske.
Auch der Hamburger Senat lockerte die Maskenpflicht: Im Freien muss ein Mund-Nasen-Schutz ab dem Wochenende nur noch an Orten getragen werden, wo es besonders eng ist, wie ein Senatssprecher am Dienstag bekanntgab. Im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern fällt ab nächster Woche die Maskenpflicht im Freien weitestgehend weg, wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ankündigte.
Sachsen-Anhalt beschloss am Dienstag, die bislang geltenden Kontaktbeschränkungen in Kontaktempfehlungen umzuwandeln. Beim Shoppen und in öffentlichen Verkehrsmitteln reicht zudem künftig eine OP-Maske, es muss keine FFP2-Maske mehr sein.
Maske auf, Maske ab - Regeln für Schüler unterschiedlich
Weitere Bundesländer kündigten am Dienstag außerdem an, die Masken-Regeln an den Schulen zu lockern: In Rheinland-Pfalz muss im Unterricht ab kommendem Montag keine Maske mehr getragen werden. Auch in Sachsen-Anhalt sollen Schüler nur noch auf dem Schulflur einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen. Baden-Württemberg lockert ebenfalls: Keine Maske im Unterricht mehr, wenn die Inzidenz unter 35 liegt und es zuletzt keine Corona-Fälle an der Schule gab. In Bayern dürfen Schüler zumindest auf dem Pausenhof und bei Wandertagen künftig ihre Masken wieder ablegen, wie die Staatskanzlei am Dienstag in München mitteilte.
Im Norden müssen sich Schüler allerdings darauf einstellen, dass die Maske im Unterricht auch in den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien noch aufgesetzt werden muss. Dieser Puffer nach den Ferien sei in Bezug auf die Urlaubsrückkehrer wichtig, sagte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag. Solche Pläne gibt es auch in Berlin und Brandenburg.
Eine Mehrheit von 59 Prozent der Deutschen befürwortet einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zufolge eine Aufhebung der Maskenpflicht in Unterrichtsräumen an Schulen. 31 Prozent sprachen sich in der am Dienstag veröffentlichten Umfrage dagegen aus. „Partys wieder ermöglichen“ Brandenburgs CDU-Fraktionschef Jan Redmann kündigte am Dienstag an, dass Clubs im Land wieder öffnen können sollen, mit einer Testpflicht und einer Personenbegrenzung von 200 in Innenräumen und 500 im Freien. SPD-Fraktionschef Erik Stohn bestätigte: „Es sollte auch möglich sein, Partygeschehen mit Hygienekonzepten und Testpflicht wieder zu ermöglichen.“ In Brandenburg meldeten am Dienstag mehrere Landkreise und Städte keine Corona-Neuinfektionen mehr.
Bund bezahlt jetzt für Luftfilter
Bildungsgewerkschaften fordern, die Ferienzeit zu nutzen, um in Lüftungsanlagen an den Schulen zu investieren. Fördermittel für fest verbaute Anlagen können Schulen und Kitas seit Freitag beim Bund beantragen, wie das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) mitteilte. Es gibt maximal 500.000 Euro. Die Förderung ist allerdings begrenzt auf Räume und Einrichtungen für Kinder bis zwölf Jahre, da für diese Altersgruppe bisher kein Impfstoff gegen Corona zugelassen ist.
„Chronische Phase“ der Pandemie
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), Christian Karagiannidis, sagte am Dienstag, man werde in den kommenden Wochen und Monaten aus der pandemischen Phase herauskommen. Künftig werde Covid eine Erkrankung des Klinikalltags werden und den Schrecken einer in Wellen verlaufenden Pandemie verlieren.

dpa