Bündnis fordert Recht auf kostenlose Schuldnerberatung / Photo: DPA (dpa)
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Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung pocht weiter auf eine gesetzlich geregelte kostenlose Schuldnerberatung überall in Deutschland. Das würde helfen, den großen Bedarf nach professioneller Unterstützung bei finanziellen Problemen zu befriedigen, sagte Geschäftsführerin Ines Moers dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir rechnen damit, dass die Beratungszahlen weiter zunehmen, wenn die Abrechnungen der Energieanbieter kommen und klar ist, dass die Rechnungen nicht bezahlt werden können.“ Das beginne nun langsam, berichteten viele Beratungsstellen.

Nach ihren Worten steigen die Beratungszahlen derzeit trotz hoher Inflation und hoher Energiekosten nicht überall an. Es gebe große regionalen Unterschiede, betonte Moers. Sie verwies jedoch darauf, dass nur die erfolgten Beratungsgespräche, nicht aber die Wünsche nach Beratung systematisch erfasst würden.

Zahl der Ratsuchenden nimmt weiter zu

In städtischen Regionen sei die Situation - meist aufgrund angespannter Wohnungsmärkte - tendenziell deutlich angespannter als in den ländlichen Gebieten, erläuterte die Expertin. „Es gibt in vielen Beratungsstellen längst lange Wartelisten - aber auch das ist regional sehr unterschiedlich“, sagte Moers. Das habe seinen Grund auch darin, dass kostenfreie soziale Schuldnerberatung je nach Region unterschiedlich finanziert und ausgestattet sei. Und das führe zu großen Unterschieden bei der Zahl der Beratungsstellen und deren Personalstärke und damit mitunter auch zu langen Wartezeiten. „Die finanziellen Probleme und die Zahl der Ratsuchenden werden allgemein immer weiter zunehmen“, sagte die Geschäftsführerin. „Wir sind nie von einer ‚Welle‘ durch Corona oder steigende Preise ausgegangen, sondern von einem kontinuierlichen Anstieg der Beratungszahlen.“ Viele Menschen würden nun erkennen, dass die aktuellen Krisen nicht innerhalb von ein paar Monaten überstanden sind. „Mehr als Corona und Ukrainekrieg wirken die Klimakrise und andere gesellschaftliche Veränderungen“. Die Haushalte stellten sich langsam darauf ein, dass sie ihre wirtschaftliche Lage grundlegend verändern müssen, um über die Runden zu kommen. „Das ist für viele oft ein langer Prozess, an dessen Anfang wir gerade erst stehen“, sagte Moers.

epd