Biontech-Vakzin: Schon ab Juni soll es möglich sein, auch Kinder ab 12 Jahren mit einer abgestimmten Version des Impfstoffs gegen Corona zu immunisieren. (AA)
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Ein Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech könnte schon in wenigen Wochen auch für Kinder einsatzbereit sein. Nach einem Antrag bei der EU, der am Mittwoch eingereicht werden soll, könnte das Vakzin bereits ab Anfang Juni für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen werden. Im Herbst sei dies dann auch für alle ab sechs Monaten möglich, sagte Biontech-Chef Uğur Şahin in einem „Spiegel“-Interview vom Donnerstag. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) setzt auf die Impfung von Schülern in den Sommerferien. „Wir glauben, dass es jetzt schnell gehen kann“, sagte Şahin. „Die bisherigen Beobachtungen zur Verträglichkeit wie auch zur Wirksamkeit sind ermutigend.“ Biontech will nach Angaben seines Chefs schon am kommenden Mittwoch bei der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zunächst die Zulassung für Kinder ab zwölf Jahren beantragen. Die Prüfung dauert in der Regel wenige Wochen. Bereits ab Anfang Juni könnten, sollte es keine Beanstandungen seitens der Zulassungsstelle geben, Schulkinder geimpft werden. Auch Spahn hofft auf baldiges grünes Licht vonseiten der EMA. „Es würde uns sehr helfen“, sagte der Gesundheitsminister in Berlin. „Spätestens in den Sommerferien werden wir die über Zwölfjährigen impfen können, wenn die Zulassung da ist“, prognostizierte Spahn. „Diese Zusage traue ich mir zu.“ Die Corona-Impfungen könnten bei Kinder- und Jugendärzten, vielleicht auch in den Schulen selbst vorgenommen werden.

Zulassung des Impfstoffs für Kinder hat Priorität

Şahin und die Biontech-Chefmedizinerin Özlem Türeci hatten laut „Spiegel“ die Erprobung und Zulassung des Impfstoffs für Kinder zur Priorität gemacht, nachdem aggressivere Mutationen des Coronavirus zu grassieren begonnen hatten. Eine Zulassung für alle Altersklassen wird für September angestrebt. Laut Şahin sei sein Unternehmen „auf gutem Weg“ dorthin. „Wir haben schon die Studiendaten für die 12- bis 15-Jährigen in den USA für die bedingte Zulassung eingereicht, in Europa sind wir in den letzten Zügen vor der Einreichung“, legte der Biontech-Chef im „Spiegel“ dar. Für Kinder unter 12 Jahren läuft derzeit noch eine zweite klinische Studie, die nach Biontech-Angaben bereits weit fortgeschritten ist. „Im Juli könnten erste Ergebnisse für die Fünf- bis Zwölfjährigen, im September für jüngere Kinder vorliegen, die Auswertung dauert etwa vier bis sechs Wochen“, sagte Şahin. „Wenn alles gut geht, können wir, sobald die Daten ausgewertet sind, in verschiedenen Ländern den Antrag auf Zulassung des Impfstoffs für alle Kinder der jeweiligen Altersgruppe einreichen.“ Şahin ist zuversichtlich, weil nach den bereits vorliegenden Studiendaten der Impfstoff bei älteren Kindern ab 12 Jahren zu 100 Prozent wirksam und gut verträglich war. Diese „ermutigenden Ergebnisse“ deuten laut Şahin darauf hin, „dass Kinder durch die Impfung besonders gut geschützt sind“. Am Mittwoch hatte Şahin bei einer Pressekonferenz in Berlin gesagt, dass der Corona-Impfstoff seines Unternehmens auch gegen die in Indien grassierende Corona-Mutation wirken dürfte.

Booster-Impfungen von Moderna auf dem Prüfstand

Das US-Unternehmen Moderna, das wie Biontech einen mRNA-Corona-Impfstoff herstellt, kündigte derweil an, seine Vakzin-Produktion in Europa und den USA massiv auszuweiten. Statt wie ursprünglich geplant maximal 600 Millionen will Moderna dieses Jahr nun 800 Millionen bis eine Milliarde Impfdosen produzieren. Für nächstes Jahr wurde die Prognose auf drei Milliarden Dosen in etwa verdoppelt. Die Produktionssteigerung ist laut „Handelsblatt“ allerdings nicht allein auf den Ausbau der Produktionskapazitäten zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Moderna unter anderem bei Auffrischungsimpfungen niedrigere Dosierungen als bei den Erst- und Zweitimpfungen plane. Corona-Auffrischungsimpfungen will Moderna demnach im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt bringen. „Wir untersuchen derzeit drei verschiedene Booster-Impfungen, die im September/Oktober so weit erforscht sein sollten, dass wir sie zur Zulassung einreichen können“, sagte Moderna-Europachef Dan Staner dem „Handelsblatt“. Nach einer Zulassung im Oktober könnten die Auffrischungsimpfungen dann auf den Markt kommen.

AFP