Einer der bekanntesten ungelösten extremistischen Mordfälle Deutschlands ist der Aufklärung einen Schritt näher: 31 Jahre nach dem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis, bei dem der Ghanaer Samuel Yeboah starb, erhob die Bundesanwaltschaft nun Anklage. Der deutsche Rechtsextremist Peter S. werde der Tat verdächtigt, teilte die Behörde am Mittwoch in Karlsruhe mit. S. wurde im April festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Die Bundesanwaltschaft ist der Auffassung, dass er am sich am späten Abend des 18. Septembers 1991 in Saarlouis mit Gesinnungsgenossen in einer Gaststätte getroffen und über die rassistisch motivierten Anschläge auf Unterkünfte für Ausländer in Hoyerswerda gesprochen habe. Dabei hätten seine Gesprächspartner deutlich gemacht, dass sie solche Anschläge auch in ihrer Stadt begrüßen würden.
Nach Schließung der Kneipe am frühen Morgen des 19. Septembers sei S. dann in die Asylbewerberunterkunft gegangen, „um dort aus seiner rechtsextremistischen und rassistischen Gesinnung heraus einen Brand zu legen.“ Er habe im Treppenhaus Benzin verschüttet und angezündet. Das Feuer habe sich mit großer Geschwindigkeit ausgebreitet.
Im Flur des Dachgeschosses erfasste es den 27 Jahre alten Yeboah. Er starb noch am selben Tag an schwersten Verbrennungen und einer Rauchvergiftung. Zwei weitere Bewohner konnten sich nur durch Sprünge aus dem Fenster retten, wobei sie sich Knochen brachen. Die übrigen 18 Bewohner konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen.
Polizeipräsident entschuldigt sich für „Defizite in der damaligen Polizeiarbeit“
Die Bundesanwaltschaft wirft S. nun Mord, versuchten Mord in 20 Fällen sowie Brandstiftung mit Todesfolge und versuchter Todesfolge vor. Über die Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens muss der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Koblenz entscheiden.
Nach dem Anschlag waren die Ermittlungen zunächst ohne Erfolg geblieben und eingestellt worden. Erst vor zwei Jahren wurden sie wegen neuer Erkenntnisse wieder aufgenommen, die Bundesanwaltschaft übernahm den Fall. Im Januar 2021 wurden die Wohnung und der Arbeitsplatz von S. durchsucht. Anfang April 2022 folgte die Festnahme.
Bei dem Anlass entschuldigte sich der saarländische Polizeipräsident Norbert Rupp dafür, dass „offensichtlich auch Defizite in der damaligen Polizeiarbeit“ zur Einstellung der Ermittlungen geführt hätten. Eine Arbeitsgruppe arbeitet seit dem 2020 mögliche Versäumnisse auf.
3 Aug. 2022

31 Jahre nach Anschlag: Anklage gegen Rechtsextremisten
Die Bundesanwaltschaft hat 31 Jahre nach dem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis Anklage erhoben. Der deutsche Rechtsextremist Peter S. wird der Tat verdächtigt. Bei dem Anschlag war der Ghanaer Samuel Yeboah getötet worden.
AFP
Ähnliche Nachrichten

Celle: Mutmaßlicher Täter gesteht tödlichen Messerangriff auf 15-Jährigen
Der 29-jährige Verdächtige von Celle gesteht den tödlichen Angriff auf den ahnungslosen 15-Jährigen. Grundlos hatte er mit einem Messer den Jugendlichen niedergestochen, als dieser zufällig auf seinem Fahrrad an ihm vorbeifuhr.
Selbe Kategorie

Rassismus: Antidiskriminierungsstelle registriert über 2000 Fälle
Laut dem jüngsten Bericht der Antidiskriminierungsstelle wurden im vergangenen Jahr mehr als 2000 Fälle rassistischer Diskriminierung gemeldet. Beauftragte Ataman bezeichnet die Zahlen als alarmierend und fordert strengere gesetzliche Maßnahmen.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt

Rekordzahl: Weltweit über 45 Millionen Binnenflüchtlinge
Eine Rekordzahl von Menschen ist wegen Konflikten und Katastrophen auf der Flucht im eigenen Land. Das Schicksal derer, die vertrieben aber nicht über Grenzen geflüchtet sind, werde international zu wenig beachtet, erklärt eine Hilfsorganisation.