18.04.2022, Ukraine, Mariupol: Eine Anwohnerin geht mit Gepäck an einem beschädigten Wohnhaus vorbei. (dpa)
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Die ukrainischen Behörden wollen nach eigenen Angaben am Samstag gegen 12.00 Uhr (Ortszeit) einen neuen Versuch starten, Zivilisten aus der seit Wochen belagerten Hafenstadt Mariupol über einen Fluchtkorridor in Sicherheit zu bringen. „Wir werden heute erneut versuchen, Frauen, Kinder und Senioren in Sicherheit zu bringen“, erklärte die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk. Wereschtschuk rief die Menschen auf, sich in der Nähe eines an einer Fernstraße liegenden Einkaufszentrums zu versammeln. „Wenn alles nach Plan geht, beginnen wir mit der Evakuierung gegen Mittag“, erklärte sie. Humanitäre Lage in der Stadt nach Angaben von Hilfsorganisationen verheerend In der Vergangenheit waren mehrere Versuche, Fluchtkorridore für Zivilisten aus Mariupol zu öffnen, gescheitert. Die humanitäre Lage in der seit Beginn des russischen Angriffskrieges weitgehend zerstörten Stadt ist nach Angaben von Hilfsorganisationen verheerend. Russland hatte Mariupol am Donnerstag für „befreit“ erklärt. Die ukrainische Regierung widersprach dieser Darstellung. Die ukrainischen Kämpfer, die sich in einem Stahlwerk in der Stadt verschanzt haben, blieben „standhaft“, betonte Kiew am Freitag. Russland hat die ukrainischen Kämpfer wiederholt zur Kapitulation aufgefordert. Auf dem Industriegelände des Konzerns Asow-Stahl mit seinen vielen unterirdischen Gängen sollen sich auch hunderte Zivilisten befinden, die kaum Zugang zu Wasser oder Nahrung haben. Schwere Kämpfe in Mariupol laut britischen Geheimdiensten Nach Einschätzung britischer Geheimdienste finden weiterhin schwere Kämpfe in Mariupol statt. Diese bremsten den von Russland angestrebten weiteren Vormarsch im Donbass im Osten der Ukraine weiter aus, hieß es am Samstagmorgen im täglichen Update des britischen Verteidigungsministeriums. In den vergangenen 24 Stunden habe Russland keine entscheidenden Fortschritte erzielt, da ukrainische Gegenwehr dies vereitele. Schon seit Wochen veröffentlicht die britische Regierung in ungewöhnlich offener Art und Weise regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf des Angriffskrieges. Moskau wirft London eine gezielte Informationskampagne vor.

Agenturen