Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (dpa)
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Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Bündnismitglieder Türkei und Griechenland zu einer Beilegung ihres Streits um Erdgas im östlichen Mittelmeer aufgerufen. In einem Telefonat mit dem türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoğlu habe Stoltenberg am Mittwoch seine Besorgnis über die jüngsten Spannungen zum Ausdruck gebracht, teilte die Bündniszentrale mit. Deeskalation und Dialog seien das beste für die Region. Die Situation müsse im Geiste der Solidarität unter Alliierten und im Einklang mit dem Völkerrecht gelöst werden.

In dem Streit geht es darum, dass Griechenland die Türkei bezichtigt, vor griechischen Inseln illegal Erdgasvorkommen zu erkunden. Die Regierung in Ankara weist die Vorwürfe zurück. Sie vertritt den Standpunkt, dass die Gewässer, in denen probeweise nach Erdgas gebohrt wird, zum türkischen Festlandsockel gehören. Die kleinen Inseln befinden sich lediglich wenige Kilometer von der türkischen Küste entfernt.

Im Zuge von Militärmanövern in dem Seegebiet war es in der vergangenen Woche zu einer Kollision zwischen einem griechischen und einem türkischen Kriegsschiff gekommen. Die Türkei wirft Griechenland vor, für den Zusammenstoß verantwortlich zu sein. Die Griechen weisen die Vorwürfe zurück. Die griechische Zeitung „Kathimerini" veröffentlichte ein Foto, welches das türkische Kriegsschiff „Kemal Reis" in einem beschädigten Zustand zeigen soll. Ursache für den Zusammenstoß soll laut dem griechischen Medienbericht ein „Manövrierfehler" des türkischen Kapitäns gewesen sein, um das griechische Schiff vom Fahren „abzuhalten".

Nach dem Vorfall bekräftigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan trotz des zunehmenden Drucks vonseiten der EU, weiterhin mit türkischen Erkundungsschiffen nach Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer suchen lassen werde. Die Türkei werde „Piraten" nicht nachgeben, so Erdoğan.

Auch beim EU-Sondergipfel zur Lage in Belarus waren die Spannungen im östlichen Mittelmeer am Mittwoch Thema. EU-Ratspräsident Charles Michel teilte im Anschluss mit, dass auch die EU zunehmend besorgt wegen der Spannungen sei und eine Deeskalation für dringend notwendig erachte.

Im Gegensatz zu Stoltenberg stellte er sich allerdings klar an die Seite Griechenlands und verwies darauf, dass die EU die Bohrungen der Türkei als illegal erachte. Die EU werde beim nächsten EU-Gipfel am 24. und 25. September auf das Thema zurückkommen, kündigte Michel an. Mit Blick auf mögliche neuen Sanktionen gegen die Türkei ergänzte er: „Alle Optionen werden auf dem Tisch liegen.”

Seit der Entdeckung reicher Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer gibt es heftigen Streit um deren Ausbeutung. Die Nato-Partner Türkei und Griechenland erheben beide Anspruch auf die betreffenden Seegebiete. Die EU steht auf der Seite Griechenlands.

TRT Deutsch und Agenturen