Migranten fahren in einem Beiboot, kurz bevor sie die griechische Insel Lesbos erreichen (Others)
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Ein Kleinkind ist beim Untergang eines Schlauchbootes vor der Insel Lesbos am Montagvormittag ertrunken. Wie das griechische Fernsehen (ERT) unter Berufung auf die Küstenwache berichtete, war das Opfer an Bord eines Schlauchbootes mit 48 Migranten aus der Türkei gekommen. Als die Migranten ein Patrouillenboot der griechischen Küstenwache sahen, durchlöcherten sie das Schlauchboot, um als Schiffbrüchige gerettet zu werden. Die Küstenwache ist dann verpflichtet, die Menschen aufzunehmen und sie nach Griechenland zu bringen. Das Boot ging unter. Die Küstenwache habe die Migranten geborgen, hieß es weiter. Für das Kind kam aber jede Hilfe zu spät, berichtete der Staatsrundfunk. Die Türkei hat ihre Grenzen seit Freitag aufgemacht. Allein am Sonntag setzten nach offiziellen Angaben mehr als 1000 Migranten zu den Inseln über.

Video eines getöteten syrischen Migranten

In den sozialen Netzwerken hat außerdem ein Video eines nach Augenzeugenberichten vom griechischen Grenzschutz erschossenen syrischen Migranten für Aufsehen gesorgt. Die Regierung in Athen bezeichnete den Inhalt umgehend als falsch. „Das Video ist ... fake news“, twitterte der Regierungssprecher Stelios Petsas am Montag. Dagegen gab es auf Twitter Hinweise, die für die Echtheit des Videos sprechen.

Zu sehen ist, wie sich eine Gruppe aufgeregt sprechender Männer um einen augenscheinlich getöteten jungen Mann versammelt. Das leblose Opfer hat Blut im Gesicht. Es gibt im Netz mindestens zwei Aufnahmen der Szene. Ein nach eigenen Angaben im Auftrag der BBC arbeitender Journalist hatte eines der Videos auf Twitter verbreitet. „Geht zur Seite, damit er atmen kann“, ist dort auf Arabisch zu hören. Zugleich ist das Entsetzen der Beteiligten zu erkennen. Eine Männerstimme sagt auf Arabisch, die griechische Armee sei für den Vorfall verantwortlich.

Der Journalist Mughira Al Sharif schrieb auf Twitter, es handele sich bei dem Getöteten um den syrischen Flüchtling Ahmed Abu Emad aus Aleppo. Der Syrer sei am Montagmorgen beim Versuch, die türkisch-griechische Grenze zu übertreten, vom griechischen Grenzschutz getötet worden.

Die prominente arabische TV-Journalistin Jenan Moussa verbreitete eine andere Aufnahme der Szene. Sie schrieb auf Twitter, das 22 Jahre alte Opfer aus Aleppo sei von Gummigeschossen des griechischen Grenzschutzes tödlich getroffen worden. Sie habe mit der Familie des jungen Mannes gesprochen.

dpa