Bei einer Pressekonferenz des griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis und seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte ist es am Dienstagabend in Athen zu einem mittleren Eklat gekommen. Anlass war die Wortmeldung einer niederländischen Journalistin namens Ingeborg Beugel. „Wann werden Sie endlich aufhören zu lügen - über Pushbacks und darüber, was mit Flüchtlingen in Griechenland geschieht?“, fragte sie den Premier und warf ihm vor, es gebe überwältigende Beweise für illegale Zurückweisungen von Migranten, doch er bestreite und leugne das. „Das ist narzisstischer Missbrauch“, warf sie Mitsotakis an den Kopf.
Der Premier reagierte angesichts der Vorwürfe und der Wortwahl sichtlich gereizt. „Ich weiß, dass Sie in den Niederlanden die Kultur haben, Politikern direkte Fragen zu stellen, was ich sehr respektiere“, sagte er. „Was ich aber nicht akzeptiere ist, dass Sie hier in diesem Haus mich und das griechische Volk mit Vorwürfen und Ausdrücken beleidigen, die nicht durch Fakten belegt sind.“ Griechenland habe während der Migrationskrise Tausende Menschen aus dem Meer gerettet. Er werde nicht akzeptieren, dass jemand mit dem Finger auf die Regierung zeige und ihr Inhumanität vorwerfe.
Während seiner Ausführungen wurde Mitsotakis immer wieder von der aufgebrachten Journalistin unterbrochen. Schützenhilfe erhielt er von Mark Rutte. „Ich bin völlig überzeugt, dass der Premierminister und seine Regierung die höchsten Standards erfüllen. Das zeigt auch die Tatsache, dass sie auf den Vorwurf der Pushbacks hin sofort Ermittlungen eingeleitet haben“, sagte der niederländische Premier.
Medienberichten zufolge soll die griechische Küstenwache wiederholt Boote mit Migranten an Bord zurück in Richtung türkischer Küste gedrängt haben. Die griechische Regierung verweist auf den Schutz der Landesgrenzen, die auch EU-Grenzen sind.
10 Nov. 2021

Griechenland: Journalistin geht Mitsotakis wegen illegaler Pushbacks an
Die Pushback-Vorwürfe gegen Athen haben bei einer Pressekonferenz zu einem Eklat geführt. Eine Journalistin fragte den griechischen Premierminister diesbezüglich, wann er aufhören werde zu lügen. „Das ist narzisstischer Missbrauch“, monierte sie.
dpa
Ähnliche Nachrichten

Hartes Eingreifen: Griechische Polizei setzt Tränengas gegen Migranten ein
An der griechischen Grenze spitzt sich die Lage zu. Inzwischen sollen dort Tausende von Migranten warten. Griechische Sicherheitskräfte gehen jedoch gegen die Einreisewilligen mit aller Härte vor – auch Küstenwache und Marine sind im Einsatz.

Frontex an griechischer Grenze - Ventilatoren gegen Flüchtlinge
Die Situation der Hilfesuchenden an der Grenze zu Griechenland ist weiterhin dramatisch. Frontex und griechische Grenztruppen verriegeln alle Fluchtwege. Sie setzen Wasserwerfer, Tränengas, Geschosse - und neuerdings auch Ventilatoren ein.
Selbe Kategorie
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt

Rekordzahl: Weltweit über 45 Millionen Binnenflüchtlinge
Eine Rekordzahl von Menschen ist wegen Konflikten und Katastrophen auf der Flucht im eigenen Land. Das Schicksal derer, die vertrieben aber nicht über Grenzen geflüchtet sind, werde international zu wenig beachtet, erklärt eine Hilfsorganisation.