In Dänemark kommt das Präparat von Astrazeneca bei der Corona-Schutzimpfung nicht mehr zur Anwendung.  (Reuters)
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Die Regierung in Dänemark will noch im Land befindliche Dosen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca mit ärmeren Ländern teilen. Das teilte der Vorsitzende der europäischen Sektion der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Hans Kluge, am Donnerstag mit. Erst am Mittwoch hatte die Regierung in Kopenhagen erklärt, die Verwendung des Impfstoffs des britisch-schwedischen Unternehmens aus Sicherheitsgründen vollständig einzustellen.

Zuvor hatten in Dänemark bereits temporäre Impfstopps gegolten. Die Regierung des Landes hatte das Aus für Astrazeneca mit Verdachtsfällen auf Blutgerinnsel begründet, die in mehreren Ländern aufgetreten waren. Untersuchungen ergaben, dass in sehr seltenen Fällen der Impfstoff wie bei der Wundheilung die Blutplättchen (Thrombozyten) aktivieren kann.

WHO und Weltbank für Abgabe nicht verimpfter Bestände an ärmere Länder

Im April wurden europaweit 169 Fälle von Hirnvenenthrombosen und 53 Fälle anderer Formen von Thrombose mit der Astrazeneca-Impfung in Verbindung gebracht. Bei etwa 34 Millionen Impfungen mit dem Präparat entsprach dies 0,0065 Prozent der Fälle. Für Dänemark Grund genug, das Präparat für die Verabreichung an die eigenen Bürger aus dem Verkehr zu ziehen. Allerdings zeigt man sich Reuters zufolge offen für eine mögliche Abgabe noch vorhandener Bestände an andere Länder.

WHO-Europachef Kluge gab bekannt, dass Dänemark Optionen erörtere, eigene Astrazeneca-Vorräte mit ärmeren Nationen zu teilen. Ebenso wie die britische und die europäische Arzneimittelbehörde empfiehlt die WHO weiterhin die Anwendung des Präparats.

Sie betonen, dass der Nutzen der Impfung auch mit diesem Impfstoff die Risiken deutlich überwiege. Gleichzeitig appellieren sie an Länder, die über mehr Impfstoffdosen verfügen als sie verwenden, anderen Nationen Bestände abzugeben – entgeltlich oder unentgeltlich.

Auch Weltbank-Präsident David Malpass rief Länder mit „überschüssigen“ Vakzinbeständen dazu auf, ärmeren Staaten Impfstoffe zugänglich zu machen. Immerhin sei der Löwenanteil bis dato gelieferter Impfstoffe an die wohlhabenden Länder gegangen. Zu den ersten Ländern, die Interesse an Unterstützung mittels dänischer Bestände signalisiert haben, gehört Litauen.

Bei jüngeren Menschen „überwiegt Nutzen der Impfung das Risiko nicht so stark“

Der Chef der dänischen Arzneimittelaufsicht, Sören Broström, verteidigt die Entscheidung der Regierung in Kopenhagen, die Impfung mit Astrazeneca einzustellen. Er erklärt gegenüber Reuters, die eigene Impfkampagne sei unter älteren Menschen und solchen mit erhöhtem Risiko weit vorangeschritten.

Es seien jedoch vor allem diese Altersgruppen, bei denen die Vorteile der Impfung die möglichen Risiken von Nebenwirkungen deutlich überragen würden. Je jünger und gesünder die Menschen wären, umso weniger wäre dies der Fall. Immerhin, so Broström, hätten Jüngere ein deutlich geringeres Risiko des schweren Verlaufs einer Corona-Infektion.
Die seltenen Thrombose-Fälle im Zusammenhang mit der Astrazeneca-Impfung waren überwiegend bei jüngeren Frauen aufgetreten.

TRT Deutsch und Agenturen