Die französische Fahne (Symbolbild) (AA)
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Erneut ist es in Frankreich zu einem mutmaßlich rassistischen Vorfall gekommen: Ein Familienvater mit marokkanischen Wurzeln ist von einem 72-jährigen Franzosen rassistisch beschimpft und angefahren worden. Der auf Video dokumentierte Vorfall soll sich bereits am 21. April ereignet haben, wie französische Medien berichteten.

Aussagen des Opfers zufolge versuchte der Franzose, Fotos von den im Garten spielenden Kindern der französisch-marokkanischen Familie zu machen. Als der Familienvater Adil Sefrioui dies nicht zugelassen habe, sei es zunächst zu einem verbalen Gefecht zwischen den beiden Männern gekommen. Die Aufnahmen der Mutter zeigen, wie Sefrioui dabei als „bicot“ (dreckiger Araber) beschimpft wird. Danach geht der Franzose mit einem Kreuzschlüssel auf ihn los. Anschließend steigt er in sein Auto und fährt den Familienvater an. Sefrioui erlitt mehrere Verletzungen und trägt seitdem eine Halskrause.

Immer noch auf freiem Fuß

„Ich kann es nicht verstehen, es ist eine Woche her und dieser Mann ist frei. Das wirft viele Fragen auf, ich fühle mich verunsichert. Ehrlich gesagt, fühle ich mich nicht als ein Mensch wahrgenommen“, erklärte Sefrioui am Donnerstag gegenüber dem französischen Staatssender France 3. Der Prozess soll am 28. Mai beginnen. Auch für den Rechtsanwalt von Sefrioui steht fest: Es geht hierbei um mehr als nur um ein Gewaltdelikt.

Der Anwalt des Angeklagten behauptet hingegen, sein Mandat sei das Opfer. Dieser habe lediglich Fotos von der Nachbarschaft machen wollen. Die rassistischen Beleidigungen, die teilweise auf Video dokumentiert sind, seien als „Störung“ einzustufen. Zudem sei der Angriff auf Sefrioui angeblich nicht vorsätzlich erfolgt. Der 72-jährige Franzose habe den Familienvater nur erschrecken wollen und habe ihn dabei „unabsichtlich getroffen“.

Politik solidarisiert sich mit dem Opfer
Auch Politiker solidarisieren sich mit der marokkanischstämmigen Familie. Der Parteichef der sozialistischen „Parti Socialiste“ (PS), Olivier Faure, bezeichnete den Vorfall als einen „rassistischen Angriff“. Der Angeklagte müsse sich vor der Justiz verantworten, schrieb er am Donnerstag auf Twitter.

PS-Sprecher Boris Vallaud bezeichnete den Vorfall als eine „unverschämte rassistische Aggression“. Er kritisierte diejenigen, die die „Realität“ des Rassismus „verharmlosen oder leugnen“. Mit einem ironischen Tweet bemängelte auch der Co-Vorsitzende der linken „Les Nouveaux Démocrates“ die Diskriminierung von Menschen unterschiedlicher Herkunft in Frankreich: „Es gibt keinen Rassismus in Frankreich. #Abscheu.“

TRT Deutsch