Archivbild. Ein französischer Soldat in Afghanistan (dpa)
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Frankreich wird vorgeworfen, fast 80 afghanische Mitarbeiter der Armee im Stich gelassen zu haben. Adel Abdul Raziq, Leiter der Vereinigung ehemaliger Hilfskräfte der französischen Armee, erklärte am Montag gegenüber Franceinfo, die ehemaligen afghanischen Mitarbeiter seien nun im Lebensgefahr.

Bereits mehrere Visaanträge sollen abgelehnt worden sein

„Seit die Taliban in die Hauptstadt Kabul zurückgekehrt sind, warten die afghanischen Hilfskräfte der französischen Armee ängstlich in ihren Häusern mit verschlossenen Türen und wollen ihre Familien und ihr Leben retten“, so Abdul Raziq. Fast 80 Afghanen warteten auf ein Visum zur Ausreise. Abdul Raziq forderte Frankreich auf, sich für diese Menschen einzusetzen.

Einem Bericht des Nachrichtensenders France Inter zufolge seien zuvor Visaanträge abgelehnt worden. Muhammed Ajan, ein ehemaliger afghanischer Mitarbeiter der Armee, sagte gegenüber dem Sender, dass er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern zu Hause in Kabul warte. Ajan habe zwischen 2011 und 2012 als Übersetzer für die französische Armee gearbeitet. Nun fühle er sich verlassen. Bisher habe er fünf Visumanträge gestellt, die alle abgelehnt worden seien.

Afghanische Hilfskräfte fürchten um ihr Leben

Afghanen, die für westliche Staaten in Afghanistan gearbeitet haben. befürchten seit der Machtergreifung der Taliban Vergeltung durch die Miliz. Die Taliban bestreiten bisher jegliche Rachepläne.

Nach dem Fall von Kabul am Sonntag sind die Taliban dabei, eine Übergangsregierung zu formen. Das Taliban-Regime wurde durch eine US-geführte Koalition im Jahr 2001 abgesetzt.

In Frankreich hatte es bis in die 2000er Jahre bereits Debatten über den Umgang mit den sogenannten Harkis gegeben - Algeriern, die im Unabhängigkeitskrieg aufseiten Frankreichs gegen die „Nationale Befreiungsfront“ (FLN) gekämpft hatten. Frankreich lehnte nach Ende der Kolonialherrschaft jedwede Aufnahme der damaligen Hilfskräfte ab. Mehrere tausend von ihnen fielen Racheakten von Unabhängigkeitsbefürwortern zum Opfer. Erst 2016 gestand Präsident Hollande die Verantwortung des französischen Staates für die „inhumanen Aufnahmebedingungen“ für die Harkis ein.

TRT Deutsch