Präsident Emmanuel Macron - Fernsehansprache zu Coronavirus-Pandemie (AFP)
Folgen

Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die Schließung aller Schulen, Hochschulen und Kindertagesstätten im Land angekündigt. Diese Anweisung gelte ab Montag bis auf Weiteres, sagte Macron am Donnerstag in einer Fernsehansprache an die Nation. Er rief die EU auf, „stark und schnell“ auf die wirtschaftliche Krise zu reagieren, die das Virus verursacht hat - „koste es, was es wolle“. Die Schulschließungen gehören zu einem umfassenden Maßnahmenpaket, das auch Hilfen für die angeschlagene französische Wirtschaft vorsieht. Vorgesehen sind nach Macrons Worten unter anderem eine Entlastung der Unternehmen von Steuern und Abgaben sowie „massive“ Hilfen bei Kurzarbeit. Zudem habe er seine Regierung beauftragt, ein „nationales und europäisches Konjunkturprogramm“ auszuarbeiten. Über verschärfte Kontrollen und die mögliche Schließung von Grenzen könne nur auf europäischer Ebene entschieden werden, betonte der Präsident in seiner rund 20-minütigen Ansprache. Er sprach sich gegen nationale Alleingänge aus. Tschechien und die Slowakei hatten zuvor Einreiseverbote unter anderem für Bürger aus Deutschland und Frankreich verhängt. Zudem appellierte Macron an alle Bürger über 70 Jahren, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben. „Unsere absolute Priorität ist es, die Schwächsten zu schützen“, betonte der Präsident. Er rief alle Franzosen auf, Fahrten und Reisen einzuschränken. Die Coronavirus-Pandemie sei die „schlimmste Gesundheitskrise, die Frankreich seit einem Jahrhundert erlebt“ habe, sagte der Staatschef. Frankreich ist eines der am stärksten betroffenen Länder der EU. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind inzwischen 61 Todesfälle und insgesamt 2876 Infektionen bestätigt. Die erste Runde der französischen Kommunalwahlen am Sonntag soll dagegen wie geplant stattfinden. Es sei wichtig, „den Fortbestand unseres demokratischen Lebens zu sichern“, betonte Macron Die Rathäuser seien angewiesen worden, für Sicherheitsmaßnahmen zu sorgen wie etwa einen Mindestabstand zwischen Wählern. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel in Frankreich bleiben geöffnet, darunter auch die Pariser Metro mit ihren Millionen von Nutzern. Das Verkehrsministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass wegen des starken Buchungsrückgangs bei der staatlichen Bahngesellschaft SNCF Verbindungen gestrichen werden könnten. Auch die Fluggesellschaft Air France hat Ausfälle angekündigt. Nach Macrons Worten geht es darum, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, um die Krankenhäuser nicht zu überfordern. Dafür seien „Opfer“ von der ganzen Bevölkerung nötig. Zudem müsse sich das Land auf eine „zweite Welle“ von Infektionen vorbereiten, die dann womöglich auch jüngere Menschen treffen könnte. Auch in Deutschland hatte die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder flächendeckende Schulschließungen zuvor nicht mehr ausgeschlossen. Konkrete Überlegungen gibt es nach Angaben von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits in Bayern und Baden-Württemberg. Vor Frankreich hatten auch Dänemark, Irland, Litauen und Norwegen die Schließung aller Schulen angeordnet. Frankreich hatte zuvor bereits alle Veranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmern untersagt. Fußballspiele in den beiden Profiligen finden vorerst nur noch als Geisterspiele ohne Zuschauer statt.

AFP