Ein Schild mit Hinweisen auf die Hygieneregeln steht am Rheinufer. (dpa)
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Die zweite Corona-Welle hat Europa weiter fest im Griff: Erstmals sind in Deutschland mehr als 20.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb eines einzigen Tages registriert worden. Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 21.506 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Dies geht aus Angaben des RKI vom Freitagmorgen hervor. Am Freitag vor einer Woche hatte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 18.681 gelegen.

In Frankreich ist am Donnerstag die Rekordzahl von gut 58.000 Neuinfektionen verzeichnet worden. Das waren fast 20.000 Fälle mehr als am Vortag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußerte sich besorgt über die „Explosion“ der Corona-Fallzahlen in Europa. Mehrere Länder verschärften ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Insgesamt seien in Frankreich inzwischen 1,6 Millionen Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden, sagte der Generaldirektor für Gesundheit, Jérôme Salomon. Frankreich sei damit das Land mit den meisten Infektionen in Europa. Mehr als 39.000 Infizierte starben. Die zweite Corona-Welle sei „brutal“, sagte Salomon. Gesundheitsminister Olivier Véran nannte die Lage „sehr ernst“.

In Österreich ist die Lage ebenfalls beunruhigend. In Österreich können nur noch 27 Prozent der Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf eine Quelle zurückverfolgt werden. Dies liege an der Vielzahl der Fälle, sagte Daniela Schmied von der Corona-Kommission. Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass sich in den nächsten Tagen jeweils etwas mehr als 6000 Menschen nachweislich mit dem Virus anstecken werden. Nach einem Rekordwert von 7416 täglichen Neuinfektionen am Donnerstag ging diese Zahl laut Anschober am Freitag auf rund 6400 Fälle zurück.

Europa Epizentrum der Corona-Pandemie

Europa ist mittlerweile die Weltregion mit den meisten nachgewiesenen Corona-Infektionen. Wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Behördenangaben am Donnerstag ergab, wurden in Europa inzwischen 11,6 Millionen Ansteckungen und 293.000 Todesfälle registriert.

Bereits im März und April war Europa das Epizentrum der Pandemie, nach einer Entspannung der Lage im Sommer entwickelte es sich in den vergangenen Wochen erneut dazu. Seit Oktober ist Europa die Weltregion mit den meisten täglichen Neuansteckungen.

Und das Infektionsgeschehen beschleunigt sich weiter: Die Zahl der vergangene Woche festgestellten Neuansteckungen war 20 Prozent höher als in der Vorwoche. Die Zahl der wöchentlichen Corona-Toten in Europa stieg noch deutlich schneller: Nach 14.403 Todesopfern in der vorvergangenen Woche waren es vergangene Woche 21.500 Todesfälle und damit fast 50 Prozent mehr.

Die meisten Neuinfektionen in Europa meldeten vergangene Woche Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Polen.

„Wir erleben eine Explosion“ der Fallzahlen in Europa, sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, der Nachrichtenagentur AFP. Auch die Sterberate bei den Infizierten steige. Kluge rief die europäischen Staaten zu „gezielten und angemessenen“ Gegenmaßnahmen auf, um die Pandemie einzudämmen. Die Schulen sollten allerdings „bis zum Schluss" offen bleiben und nur im äußersten Fall den Präsenzunterricht einstellen.

AFP