Londoner Polizist suspendiert: Bei Festnahme Knie gegen Kopf gepresst (dpa)
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Die gewaltsame Festnahme eines Schwarzen in London hat Erinnerungen an den Tod des Afroamerikaners George Floyd durch Polizisten in der US-Stadt Minneapolis geweckt.

Auf einem Video des Vorfalls, das in sozialen Netzwerken kursierte, ist zu sehen, wie zwei Polizisten einen am Boden liegenden und mit Handschellen gefesselten Mann gewaltsam niederhalten. Einer der Beamten presst dem Mann sein Knie gegen den Kopf. Mehrmals ist zu hören, wie der Festgenommene ruft: „Runter von meinem Hals.“ Passanten mischen sich ein und fordern die Polizisten auf, den Mann loszulassen. Der Vorfall soll sich bereits am Donnerstag im Londoner Stadtteil Islington abgespielt haben. Scotland Yard zog am Freitag Konsequenzen und suspendierte den verantwortlichen Beamten vom Dienst. Ein weiterer Polizist wurde in den Innendienst versetzt, wie es in einer Scotland-Yard-Mitteilung hieß. Der Fall werde nun von der unabhängigen Polizeiaufsichtsbehörde IOPC (Independent Office for Police Conduct) untersucht, so die Mitteilung. Scotland Yard bezeichnete das Video als «extrem verstörend». Einige der angewandten Festnahmetechniken seien besorgniserregend und gehörten nicht zur Polizeiausbildung. Die Polizei sei wegen einer gewaltsamen Auseinandersetzung gerufen worden und habe den Mann festgenommen, weil er zu der Beschreibung eines der Beteiligten gepasst habe, hieß es in der Mitteilung von Scotland Yard. Festgenommen worden sei er wegen des Verdachts auf Waffenbesitz und Teilnahme an einer Schlägerei. Später habe sich herausgestellt, dass der Mann auf einer Fahndungsliste gestanden habe. Der 45-Jährige sei wegen schwerer Körperverletzung zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden und müsse zurück ins Gefängnis. Er sei zudem wegen Tragens eines Messers in der Öffentlichkeit angeklagt worden. Londons Bürgermeister Sadiq Khan zeigte sich zutiefst besorgt, wie er per Twitter mitteilte. Er behandele die Angelegenheit mit hoher Dringlichkeit und habe sich deswegen an führende Beamte der Londoner Polizei gewandt.

Video der Festnahme sorgte für Empörung

In sozialen Netzwerken sorgte das Video der Festnahme für Empörung. „Sieht nach einem weiteren Beispiel von unverhältnismäßiger Gewalt durch Polizeibeamte gegen einen schwarzen Mann aus“, twitterte die Labour-Abgeordnete Diane Abbott, eine der prominentesten schwarzen Politikerinnen in Großbritannien. Auch der ehemalige Labour-Chef und Abgeordnete für den Wahlbezirk Islington North, Jeremy Corbyn, zeigte sich erschüttert. „Ich begrüße die Zusage von Sadiq Khan, dass der Fall gründlich und unabhängig untersucht wird“, twitterte er. Der Tod von George Floyd hatte weltweit Anti-Rassismus-Proteste ausgelöst und auch in Großbritannien ein großes Echo hervorgerufen. Im ganzen Land gab es nach dem Vorfall Demonstrationen der Black-Lives-Matter-Bewegung. Statistiken von Scotland Yard aus dem Jahr 2018 zufolge sind Schwarze in London überproportional häufig von gewaltsamen Zugriffen der Polizei betroffen. Im Jahr 2011 war es zu schweren Unruhen in London und anderen Großstädten gekommen, nachdem ein Schwarzer von der Polizei erschossen worden war.

dpa