Nach heftiger Kritik an der Nominierung des umstrittenen Regisseurs Roman Polanski für die in zwei Wochen anstehende César-Verleihung ist der Vorstand des wichtigsten französischen Filmpreises geschlossen zurückgetreten. Um die Filmschaffenden zu ehren und wieder Ruhe einkehren zu lassen, habe die Leitung sich zu diesem Schritt entschlossen, teilte die Akademie der Kinokünste am Donnerstagabend in Paris mit. Nach der Preisverleihung am 28. Februar solle ein neuer Vorstand gewählt werden.
Die Akademie war unter Beschuss geraten, weil sie das Drama „Intrige“ des mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierten Filmemachers Polanski in zwölf Kategorien nominiert hatte - unter anderem als bester Film und für die beste Regie. Polanski führt die Nominierungen für den Filmpreis César damit an.
Kurz vor dem Filmstart von „Intrige“ im vergangenen November hatte ein früheres Model Polanski vorgeworfen, sie 1975 vergewaltigt zu haben, der Filmemacher bestreitet dies. Frauenrechtlerinnen forderten deshalb die Absetzung des Films. In den USA droht dem Regisseur zudem weiter ein Prozess wegen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen, den er 1977 auch einräumte, bevor er die USA für immer verließ.
Am Montag hatten rund 400 Filmschaffende in der Zeitung „Le Monde“ eine „tiefgreifende Reform“ der César-Akademie gefordert. Sie warfen der Institution unter anderem „Intransparenz“ vor. Nun soll es laut der Erklärung der Akademie nach der Preisverleihung eine Generalversammlung geben, auf der neben der Wahl eines neuen Vorstandes auch eine Diskussion über die „Modernisierung“ der Akademie erfolgen soll.
Die Mitglieder der Akademie der Kinokünste, die den „César“ verleiht, besteht aus rund 4700 Mitgliedern, die Namen sind geheim. Um aufgenommen zu werden, müssen Bewerber zwei „Paten“ unter den bestehenden Mitgliedern vorweisen sowie in den vergangenen fünf Jahren an mindestens drei Filmproduktionen mitgewirkt haben.
AFP
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