Sonntag werden die Uhren wieder auf Sommerzeit umgestellt (dpa)
Folgen

Eine Stunde weniger Schlaf: In der Nacht zu Sonntag beginnt in Deutschland wie in den meisten Ländern Europas die Sommerzeit. Die Uhren werden von 2.00 Uhr auf 3.00 Uhr vorgestellt. Bis Ende Oktober gilt dann die Sommerzeit. Die Folge: Frühaufsteher müssen morgens länger auf die ersten Sonnenstrahlen warten, abends ist es dafür länger hell. Für einen technisch reibungslosen Ablauf der Umstellung ist die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig zuständig. In der EU sollte das Zeigerdrehen schon längst Geschichte sein. 2018 hatte der damalige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündet: „Die Zeitumstellung gehört abgeschafft.“ Erst war das Ende für 2019 geplant, dann für 2021. Ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen, haben die 27 EU-Mitgliedstaaten bislang aber noch nicht geklärt.

Warum sollte die Zeitumstellung überhaupt abgeschafft werden? 2018 befragte die EU-Kommission die Bürger zu dem Thema. Das Ergebnis der Online-Umfrage: 84 Prozent waren für ein Ende des Wechsels zwischen Sommer- und Winterzeit. In Deutschland gilt die Zustimmung als besonders groß. Als Gründe nannten die Teilnehmer etwa, dass die Umstellung ihrer Gesundheit schade. Der damalige Kommissionschef Jean-Claude Juncker verkündete daraufhin 2018: „Die Zeitumstellung gehört abgeschafft.“ Das EU-Parlament stimmte im März 2019 dafür, sie 2021 abzuschaffen. Was ist seitdem passiert? Nicht viel. Der Ball liege bei den 27 Mitgliedstaaten, heißt es von der Europäischen Kommission. Diese müssen sich einigen und klären, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen. Bislang haben die Regierungen im Rat der EU keine gemeinsame Position gefunden. Auch zum Ärger der Abgeordneten des EU-Parlaments: Dessen Vizepräsidentin Katarina Barley (SPD) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, das Thema sei ein Beispiel dafür, wie häufig Gesetzesvorhaben im Rat der Mitgliedstaaten versandeten. Was ist die deutsche Position? Die Bundesregierung wolle verhindern, dass es Inseln aus Sommer- und Winterzeit in Europa gebe, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Die Kommission habe noch keine Folgenabschätzung vorgelegt - die sei aber nötig, um das Thema im Rat „zielführend“ zu behandeln. Deutschland hat das Thema den Angaben zufolge bei der Ratspräsidentschaft im vergangenen Jahr nicht vorangetrieben. Und die Kommission teilt auf Anfrage mit, dass eine Folgenabschätzung nicht notwendig sei. Die Deutschen haben übrigens eine klare Meinung zu der Frage, ob es dauerhaft Sommer- oder Winterzeit geben sollte: Laut einer repräsentativen Studie der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe und des Marktforschungsinstituts mo'web research fordert die Mehrheit eine dauerhafte Sommerzeit. Das hätte zur Folge, dass es im Winter morgens länger dunkel bliebe und abends länger hell. Ist ein Ende der Zeitumstellung in Sicht? Derzeit hat Portugal die Ratspräsidentschaft inne. Eine Anfrage, ob das Land das Thema auf die Agenda gesetzt habe, blieb unbeantwortet. Es steht also in den Sternen, ob das halbjährliche Drehen am Uhrzeiger bald aufhört. Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland hat den Glauben daran schon verloren: 63 Prozent der Befragten haben das Projekt auf absehbare Zeit abgeschrieben, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der DAK-Gesundheit ergeben hat. Ein Sprecher der EU-Kommission machte vergangene Woche ebenfalls wenig Hoffnung: „Die Uhr hat sich nicht vorwärts bewegt, um die Zeit zu ändern“, sagte er.

dpa