Seit Bargeldbeschaffung beispielsweise auch an der Supermarktkasse möglich ist, wird der Bankschalter immer seltener zur Bargeldabhebung genutzt. (dpa)
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Immer mehr Menschen heben beim Einkaufen Geld an der Ladenkasse ab, der Bankschalter verliert dagegen zusehends an Bedeutung bei der Versorgung mit Barem. Nach einer von der Postbank in Auftrag gegebenen repräsentativen Studie nutzten im Vor-Pandemie-Jahr 2019 rund 27 Prozent der Befragten die Möglichkeit zum Geldabheben in Drogerien, Supermärkten und Tankstellen, 2021 stieg dieser Anteil auf 41 Prozent. Aus Sicht des Bankendachverbands Deutsche Kreditwirtschaft (DK) spielt der Schalter für die reine Bargeldbeschaffung eine zunehmend untergeordnete Rolle. Den Branchenvertretern zufolge ist der Geldautomat nach wie vor der bevorzugte Ort, um Bargeld zu erhalten. Allerdings gibt es erhebliche Unterschiede bei den Durchschnittsbeträgen, die Kunden an den verschiedenen Ausgabestellen abheben, sagte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, der der DK aktuell vorsteht. Er verwies auf einen Bericht der Bundesbank aus dem Vorjahr. Demnach holten Verbraucher in Deutschland am Schalter im Schnitt 447 Euro, an Geldautomaten waren es durchschnittlich 189 Euro und an der Ladenkasse lediglich 87 Euro.

Gang zum Schalter für höhere Summen

Je höher die Summe an Bargeld ist, die Menschen abheben wollen, desto eher nutzen sie den bewährten Bankschalter. An diesem gibt es auch nicht die strengen Limits zwischen 1000 und 3000 Euro, die eine Person im Regelfall pro Tag maximal am Geldautomaten abheben kann. Wer also beispielsweise einen Gebrauchtwagen bar bezahlen will, dem bleibt - ohne eine extra Freischaltung - nur der Gang zum Schalter. Der persönliche Service wird in der Regel aber immer teurer: Im Jahr 2019 erlaubte der Bundesgerichtshof Banken in einem Urteil, für die Ausgabe von Bargeld am Schalter Extra-Gebühren zu verlangen. Wollen die Banken ihre Kunden also mit etwas Nachdruck entwöhnen? Der Bankendachverband sagt: Wo Kunden diesen Service in Anspruch nehmen möchten, „gibt es auch weiterhin die Möglichkeit dazu“. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen Bagso hält es angesichts eines Filialsterbens jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass die Banken dieses Versprechen halten können. Dass vor allem ältere Menschen dem allmählich verschwindenden Bankschalter am ehesten nachtrauern werden, zu diesem Schluss kommen nicht nur Seniorenvertreter: Einer Studie des Verbands privater Banken BdB zufolge besuchen zwar immer weniger Menschen eine Filiale, doch das Misstrauen unter Senioren gegenüber dem Online-Banking ist nach wie vor hoch. Nur die Hälfte der befragten älteren Menschen hielt es für sicher oder sehr sicher. Die Bagso stellte dazu fest: „Gerade für viele ältere Kundinnen und Kunden bleibt der persönliche Service wichtig.“ Sie kämen auch mit automatisierten Telefondienstleistungen nicht gut zurecht.

Bank-Filialen machen dicht

Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfahlen sagt: „Es gibt eine größere Zahl an Kunden, die ihre Bankgeschäfte noch vor Ort abwickeln wollen.“ Die Schließung von Zweigstellen auf dem Land macht ihm dabei besonders Sorgen. „Wenn Filialen in kleineren Orten schließen und die nächste Geschäftsstelle dann im zehn Kilometer entfernten Nachbarort liegt, ist das für Kunden mit sehr viel mehr Aufwand verbunden.“ Wegen der fortschreitenden Digitalisierung werden in Deutschland immer mehr Bank-Filialen dicht gemacht. Im vergangenen Jahr sank laut Bundesbank die Zahl der Geschäftsstellen von Geldhäusern um 9,6 Prozent auf noch 24.100. Insgesamt ist es der Bundesbank zufolge für Landbewohner etwas schwieriger, an Bargeld zu kommen, als für Menschen in Städten. Während in einer Befragung der Zentralbank von 1000 Kunden nur 6,5 Prozent der Städter angaben, dass sie für eine Barabhebung einen größeren oder relativ großen Aufwand auf sich nehmen, lag dieser Prozentsatz auf dem Land bei 10,7. Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Zukunft des Bankschalters ist aus Sicht der Bundesbank zudem deutlich erkennbar. Bei den alltäglichen Ausgaben hätten bargeldlose Zahlungsmittel und insbesondere Karten 2020 wesentlich an Bedeutung gewonnen, heißt es in einer Veröffentlichung. Zwischen 2017 und 2020 sei der Anteil der Kartenzahlungen in Deutschland von neun auf 30 Prozent gestiegen, 61 Prozent der Transaktionen würden bar abgewickelt.

dpa